Bär& ich – Die jungen Jahre von Kiki Thaerigen

Lange war es angekündigt und noch länger wurde es erwartet: das Bärenbuch von Kiki Thaerigen. Pünktlich vor Ostern (und einer langwierigen, unangenehmen Erkrankung) kam es an. Die Erwähnung der nervenden Krankheit ist deshalb wichtig, weil mir das Bärenbuch Trost spendete und gegen Langeweile half, wenn ich nur stundenlang im Bett liegen konnte. DSCI0073

Wer Kiki auf Twitter folgt (@e13kiki), kennt sie und den Bären ja schon länger durch lustige Gespräche und Bilder aus dem Leben mit Bär. Die Illustrationen im Bärenbuch sind wie immer wunderschön. Sie sind liebevoll detailreich und vermitteln Wärme und Einblick in die Beziehung zwischen Kiki und ihrem Bären. Ich bin jetzt nicht so die „Kunstkritikerin“, die so Tiefschürfendes über Farb- und Bildkomposition schwadronieren kann. Entweder, Bilder gefallen mir oder sie gefallen mir nicht. Die Bilder im Bärenbuch gefallen mir eindeutig, sie sind wunderbar.

Die Geschichte selbst ist ein Gespräch zwischen Kiki und Bär im Stil eines lockeren Geplauders. Es fliesst mal hierhin und mal dorthin, es ist sehr lustig, manchmal nachdenklich und ab und zu auch ein bisschen melancholisch. Wir erfahren, woher der Bär eigentlich kommt und was seine Aufgabe ist (außer, die Leckereien aus dem Kühlschrank zu mopsen^^), was Kiki und Bär in der Kindheit so erlebt und angestellt haben und man erkennt sich in vielen Situationen einfach wieder. Zumindest, wenn man zu den „komischen, uncoolen Kindern“ gehörte – die letztendlich aber doch die cooleren waren. Oft gab es den Aha-Moment: „Ja, genau so war das bei mir auch!“
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Das Bärenbuch ist eine liebevolle Hommage an das Leben und wenn man es liest und anschaut, hat man mehr als einmal das Gefühl, mit den beiden Protagonisten in der Bärenbibliothek zu sitzen und dem Gespräch der beiden zu lauschen. Absolute Leseempfehlung! Und wer nun auch so ein schönes Bärenbuch möchte, der gucke mal hier, ein paar wenige gibt es wohl noch:

Bärenbuch

Ich komm auf Deutschland zu – Firas Alshater

dsci0417 Lieber Firas,

ich habe schon sehr viele Buchrezensionen geschrieben, darum kann ich auch berechtigter Weise sagen, daß es mir noch niemals so schwer gefallen ist, eine für Dein Buch zu schreiben. Weil Dein Buch mehr verdient als das übliche Geschwurbel über Inhalt und Schreibstil. Weil es mehr zu sagen gibt, wird diese Rezension eine völlig neue Form haben, ein offener Brief an Dich sein.

Das es in Syrien einen furchtbaren Krieg gibt, weiß ich natürlich. Was ich bisher nicht verstanden habe, ist das wieso und wer-gegen-wen. Was haben die Russen da zu suchen und wer ist dieser Daesh? Ich danke Dir für diese Erklärungen. Es hilft, etwas besser zu verstehen, was eigentlich nicht zu verstehen ist. Es macht aber auch furchtbar hilflos, weil es bedeutet, daß Dein Volk – und damit meine ich die ganz normalen Leute, die Hausfrauen, Studenten, Bäcker, Handwerker, Künstler – überhaupt keine Chance haben. Sie werden Opfer und Spielball von Menschen, denen völlig gleichgültig ist, was sie hinterlassen und absolut jeder, der ein wenig Menschlichkeit besitzt, oder auch nur gesunden Menschenverstand, versteht, warum von dort geflüchtet wird.

Ich habe Dein Buch überwiegend im Bett gelesen, weil erkältet, warm zugedeckt, mit vollem Bauch und ohne Angst, daß gleich mein Dach über mir explodiert oder daß jemand meine Tür eintritt und mich wegzerrt, weil ich auf meinem Blog einen unangenehmen Artikel geschrieben habe. Was für ein Luxus! Ich habe über Deine Arschbrause gegrinst und habe mit Dir über die deutsche Bürokratie den Kopf geschüttelt. Ich war fassungslos und traurig über Deine Berichte aus den Gefängnissen – und ich bin mir sicher, Du hast uns Leser noch geschont. Was mich aber absolut begeistert hat, ist Dein ungebrochener Wille, das Leben positiv zu sehen und mit Deinem wunderbaren Humor. Und auch nachdenklich hat mich Dein Buch gemacht. Und zwar in den Passagen, in denen es um die „Flüchtlingsdiskussion“ geht. Du schreibst, die Diskussion in den Sozialen Medien (Facebook) wäre eigentlich sinnlos, weil beide Seiten mit Argumenten aufeinander eindreschen. Ich kann jetzt nur für mich sprechen, natürlich. Ich bin sicher, das liegt an unserer eigenen, unverarbeiteten Geschichte, der Nazi-Zeit nämlich. Jahrzehnte lang war es ein absolutes No-Go, bestimmte Dinge laut auszusprechen. Weil sich natürlich niemand in eine Reihe mit menschenverachtenden Massenmördern in eine Reihe stellen wollte. Heute ist das wieder „salonfähig“, Menschen sprechen davon, andere zu vergasen, von „Viechern“ und noch viel schlimmeres. Nur sind es heute nicht mehr Juden sondern eben leider Flüchtlinge um die es geht. Früher haben sehr viele aus Angst den Mund gehalten, heute halten eben nicht mehr alle den Mund, zum Glück. Krieg kommt „von oben“ sagst Du. Genau so ist das hier auch: Politische Parteien schüren irgendwelche wirren Ängste – und WIR streiten deswegen. Das ist aber leider notwendig. Menschen wie ich können und wollen nicht tatenlos dabei zusehen, wie sich die Geschichte wiederholt. Wenn wir hier keinen Krieg haben wollen, geht es nur mit Argumenten, so schwierig das auch sein mag.

Ich wünsche mir, daß sehr, sehr viele Menschen Dein kluges, gutes Buch lesen und vor allem, daß der ein oder andere es auch ein bisschen begreift. Dir, lieber Firas, wünsche ich vor allen anderen Dingen ein langes Leben in Frieden.

Robben Islands – Eine bitterböse Fabel von Jürgen Schwandt

robbe „Die männliche Robbe Emanuel erlebt verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen den Geschlechtern, die Auswüchse des Leistungssports anhand eines Wasserballspiels, den Umgang des Menschen mit der Natur und macht sich Gedanken über den Sinn von Religionen. Am Ende steht ein Krieg – Tier gegen Mensch. 
Die Fabel „Robben Islands“ überträgt Eigenheiten menschlichen Verhaltens auf eine Robbenkolonie. Teils humorvoll, teils bissig wird mit der mangelnden Einsicht des Menschen abgerechnet.“

Bei meiner letzten Online-Buchsuche stolperte ich über den Namen des Autors und sah nach, ob es sich dabei tatsächlich um Kapitän Schwandt ( https://www.ankerherz.de/produkt/buecher/sturmwarnung/ ) handelt. Das ist so und natürlich machte mich das neugierig, also bestellte ich das Buch antiquarisch.

Emanuel ist eine Robbe im besten Mannesalter sozusagen und möchte eine Familie gründen. Allerdings stürzt er sich nicht blindlings in dieses Unterfangen sondern denkt auf dem Weg zu seiner Kolonie über dieses und jenes nach. Wie findet man die beste Partnerin zum Beispiel. Oder wie schützt und ernährt man seine Familie, wenn dieses zweibeinige Raubtier namens Mensch sämtliche Meere leerfischt und ganze Robbenkolonien gnadenlos abschlachtet für Felle, Fleisch und Robbenfett? Emanuel begreift schnell, daß es nicht nur den Robben schlecht ergeht, sondern den Tieren aller Spezies überall auf der Welt, und er fasst einen Entschluß.

Dieses schmale Bändchen lässt einen mit einem Gefühl der Fassungslosigkeit zurück. Es gibt kein Happy End, keine Erlösung. Der Autor zeigt schonungslos auf, welche Untaten die Menschheit auf der Erde begeht, der einzigen, die wir haben, und alles im Namen des Profits. Er hält den Menschen den wenig schmeichelhaften Spiegel vor, in dem er den Tieren die menschlichsten Eigenschaften zuschreibt. Teilweise ist die Geschichte auch lustig, trotzdem bleibt dem Leser das Lachen oft im Hals stecken. Ich habe beim Lesen mancher Episode eher mit Tränen gekämpft.
Das Thema an sich ist nicht neu. Ich fand Anklänge an Orwell, Schätzing und auch Fitzek. Neu ist, daß hier jemand schreibt, der keine Fiktion verfasst sondern die Fakten tatsächlich kennt. So, wie sie inzwischen jeder kennen sollte. Es wundert mich sehr, daß dieses Buch nicht zur Pflichtlektüre für jeden Lobbyisten, jeden Politiker, für jeden, der diese Welt ausbeutet, bestimmt wird.

Bleibt zu hoffen, daß immer mehr Menschen aufwachen und diese Fabel den Weg in viele Köpfe findet.

Sturmwarnung – Das aufregende Leben von Kapitän Schwandt

Foto: Ankerherz Verlag
Foto: Ankerherz Verlag

Ein Leben wie ein ewiges Abenteuer: Orkane auf See, Stürme im Rotlicht der Häfen. Momente zwischen Leben und Tod. Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See – und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Dabei lernte er auch früh die Schattenseiten der Seefahrt kennen: den unbarmherzigen Ozean und die harte Arbeit.

STURMWARNUNG ist eine liebevoll und mit Augenzwinkern erzählte Lebensgeschichte. Eine turbulente Biografie voller Weisheit, Toleranz und Zigaretten.

Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, arbeitete als Polizeireporter für die Chicago Tribune und berichtete als Reporter weltweit für Magazine wie max, stern oder GQ.

Lange habe ich mich nicht mehr so darauf gefreut, ein bestimmtes Buch zu lesen, wie auf dieses. So als Landratte hat man ja seine bestimmten (romantischen) Vorstellungen von der Seefahrt, inklusive sämtlicher Klischees von Gentleman-Piraten bis hin zu diesen Musical-Matrosen. Alles Quatsch natürlich und um so interessanter wird es dann, wenn man eine „echte“ Geschichte liest, keinen Roman sondern eine Lebensgeschichte, die noch dazu dermassen spannend erzählt wird, daß man das Buch nicht aus der Hand legt, bis man durch ist. Der einzig enttäuschende Moment ist der, wenn man begreift, daß man SCHON durch ist, am liebsten würde man noch stundenlang weiterlesen.

Über den Inhalt werde ich hier nicht viel sagen, den sollte wirklich jeder selbst lesen, nur soviel: es geht um Charakter und Haltung gegenüber jedem Menschen aus jedem Land dieser Welt, es geht um Mitgefühl und Menschlichkeit. Kapitän Schwandt schafft es mühelos, eine tiefe Lebensweisheit zu vermitteln – und das ohne den moralischen Zeigefinger sondern mit einem Zwinkern und durchaus einer Menge Spass. Ich habe stellenweise wirklich sehr gelacht. Ich habe gestaunt. Ich war entrüstet (lest mal das Thema „Verpflegung an Bord“). Und einmal war ich wirklich ergriffen. Dieser Moment ist nur ganz kurz, drei Zeilen Text, aber genau dort erhascht man einen sehr intimen Blick in die Seele eines großen Menschen.

Das Buch „Sturmwarnung“ ist ganz klar eine 100 %ige Leseempfehlung!

Friesenkinder von Sandra Dünschede

(c) Gmeiner Verlag
Vor der KZ-Gedenkstätte im nordfriesischen Ladelund wird die Leiche eines iranischen Arztes gefunden. Alle Hinweise deuten auf einen Mord mit fremdenfeindlichem Tatmotiv hin und schnell findet Kommissar Thamsen erste Verdächtige in der rechten Szene. Dann wird jedoch ein Neugeborenes aus dem Husumer Krankenhaus entführt und zwischen den beiden Fällen scheint es einen Zusammenhang zu geben. Kommissar Thamsen nimmt zusammen mit seinen Freunden Tom, Haie und Marlene die Ermittlungen in die Hand …

Was liegt näher, als die Verdächtigen eines Mordes, bei dem ein ausländischer Mediziner getötet und ausgerechnet an einer KZ-Gedenkstätte abgeladen wird, in der Neonazi-Szene zu suchen? Eigentlich nichts, denkt sich Kommissar Thamsen. Aber er zögert, denn einerseits ist das all zu offensichtlich, andererseits ist er schockiert, wie tief der braune Sumpf im friedlichen Nordfriesland tatsächlich ist. Er taucht ein in eine Mauer des Schweigens und der Angst, denn niemand will so recht mit der Sprache heraus. Erst recht nicht, als immer klarer wird, daß die Freundinnen der örtlichen Neonazi-Größen allesamt Patientinnen dieses Arztes waren. Thamsens Freund Hajo, der ja alle und jeden kennt, bekommt zudem heraus, daß es einige ledige Mütter zu geben scheint, deren Schwangerschaften nicht so reibungslos verliefen, denn – es gibt keine Kinder!

Dieser Roman beschäftigt sich mit den aberwitzigen Ideen der ewig Gestrigen und deren Rassenidealen. Denn gerade die Friesen galten als die reinsten Arier. Kommissar Thamsen und seine Freunde geraten in ein ungeheuerliches Komplott, das so abwegig in der heutigen Zeit gar nicht ist, denn: was in der Medizin machbar ist, wird auch gemacht. Von irgendwem. Spannend und gut erzählte Krimikost, 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 Smilys.

Ich danke dem Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

Hab keine Angst mein Mädchen von Sigrid Hunold-Reime

(c) Gmeiner Verlag
Michelle kommt nicht über den Tod ihrer Schwester hinweg und überlässt nichts mehr dem Zufall. Sie plant ihr Leben bis hin zur Partnerwahl und der Geburt der zwei Kinder. Um sie zur Besinnung zu bringen, verzaubert sie die Freundin ihrer Mutter: Im Körper einer alten Frau wird sie zur Ruhe gezwungen. Aber der Zauber hat seine Tücken. Michelle landet in einem Pflegeheim für Demenzkranke. Dort lernt sie die 82-jährige Magdalene kennen. Die will den Mörder ihres Mannes stellen. Michelle flüchtet mit ihr …

Michelle ist durch und durch rational, so rational, daß sich jeder an ihre Terminplanungen halten muß. Selbst ihre Mutter wird nur zu genau verabredeten Zeiten telefonisch durchgestellt. Trotzdem hat sie einen liebenswerten Ehemann, der sich neben seinem Job um die beiden Kinder kümmert, die Michelle nur zu haben scheint, weil es eben so erwartet wird. Kurz gesagt, Michelle ist reichlich unsympathisch.

Michelles Mutter ist das ganze Gegenteil, eine warmherzige, lebensfrohe Frau, die seit Jahren versucht, wieder einen Zugang zu ihrer Tochter zu bekommen. Als alles nichts hilft, bittet sie ihre Freundin Lily um Hilfe und stellt damit das Leben ihrer Tochter komplett auf den Kopf. Diese findet sich von Jetzt auf Gleich im Körper einer 80jährigen wieder und da sie gleichzeitig das Bewußtsein einer Deißigjährigen hat, benimmt sie sich für ihre Umwelt so merkwürdig, daß man sie in eine Klinik zwangseinweist. Dort in der Klinik hält sich Michelle an ihre Rationalität als letzten Rettungsanker und sucht sich genau die Frau als Hilfe, die genau so wenig dement zu sein scheint, wie sie selbst: Magdalene, die behauptet, ihr Mann wurde ermordet. Und noch etwas gibt Michelle Hoffnung, ihr altes Leben wieder zu bekommen: Magdalene kennt Lily!

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, besonders die immer wieder eingestreuten Interviews verschiedenster Personen. Es regt zum Nachdenken an. Über Mutter-Tochter-Beziehungen, das Alter. Trotz des ernsten Hintergrundes (Michelle muß ein Trauma verarbeiten) ist die Geschichte durchaus auch komisch und spannend. Manchmal wünscht man sich fast, man hätte auch eine „Hexe Lily“ im Bekanntenkreis.

Ich vergebe 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 Smilys, danke an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

Blutzeugen von Marco Sonnleitner

Ein bizarrer Mord an einem Finanzbeamten stellt die Münchener Kriminalpolizei vor ein Rätsel. Vielleicht weiß Bartholomäus Kammerlander eine Antwort? Aber der ehemalige Hauptkommissar hat vor Jahren den Dienst quittiert. Doch dann schlägt der Mörder erneut zu – genauso brutal, genauso rätselhaft. Jetzt kann Bartholomäus nicht mehr anders, er muss den Täter finden. Wird er ihn stellen, bevor ein weiterer Mord begangen wird?

Bartholomäus Kammerlander ist „eigentlich“ kein Kommissar mehr, sondern Hotelier. Er besitzt ein gut gehendes feines Hotel am Starnberger See und hat der Kriminalität den Rücken gekehrt. So scheint es. Aber er ist ein tiefes Wasser und hat ein Geheimnis. „Nix genaues weiß ma net“, wie die Bayern sagen. Denn wenn ein Fall zu kompliziert wird, wenn niemand mehr weiter weiß, dann holt man den Kammerlander. So auch hier. Offensichtlich hatte niemand einen Grund, den Finanzbeamten umzubringen, er war der Inbegriff von Wohlgeordnet und langweilig. Keine Frauengeschichten, keine Spielsucht, keine verbotenen Dateien auf dem Computer, nichts. Alle tappen im Dunkeln. Da geschieht noch ein Mord, ebenso bizarr und offensichtlich ebenso grundlos. Erst langsam bildet sich ein verschwommenes Bild, welches auf ungeheuerliches hindeutet. Aber ist das wirklich schon das Ende der Fahnenstange?

Bartholomäus Kammerlander ist ein Ermittler ganz nach meinem Geschmack. Intelligent, tiefgründig und durchaus in der Lage, den bürokratischen Weg auch mal zu umgehen. Das Buch ist sehr spannend und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Protagonisten sind glaubwürdig und die Story sehr gut erzählt. Ich verteile 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 Smilys!

Ich danke dem Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.

Home-Office von Heidi Hensges

(c) JMB Verlag
Viele Menschen überlegen aus den unterschiedlichsten Gründen, ihren Bürojob aufzugeben und von zu Hause aus zu arbeiten – weil es die persönliche Situation erfordert oder einfach nur eine neue Erfahrung sein soll, man unabhängiger sein möchte oder schlichtweg keine Lust mehr hat, die „lieben Kollegen“ und den „lieben Chef“ den halben Tag um sich herum wuseln zu haben. Ob es aber tatsächlich besser ist, wenn einem stattdessen Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde und Haustier(e) auf den Füßen stehen, mag dahingestellt sein. Dieser fast wahre Bericht soll einen nicht ganz ernstgemeinten Blick auf die ersten Tage nach der Entscheidung „Ich arbeite jetzt vom Home-Office aus“ ermöglichen.

Wenn man sich überlegt, von zu Hause aus zu arbeiten, sollte man vielleicht vorher diesen nicht ganz ernst zu nehmenden Ratgeber lesen – und sich dann von diesem Gedanken verabschieden 🙂 Nein, natürlich nicht, aber diese hinreissenden Störungen des Arbeitsflusses kennt vermutlich jeder, der ein Home-Office betreibt. Mit Ironie und einer guten Portion Galgenhumor beschreibt die Autorin die erste Woche in ihrem neu eingerichteten Heimbüro, versehen mit eigenhändigen Illustrationen. Sehr zu empfehlen für jeden, der dringend was zu Lachen braucht – bevor ihm das Home Office über den Kopf wächst 😉

Der Nachtwandler von Sebastian Fitzek

(c) Knaur Verlag
In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte er geheilt zu sein – doch eines Tages, Jahre später, verschwindet Leons Frau unter unerklärlichen Umständen aus der gemeinsamen Wohnung. Ist seine Krankheit etwa wieder ausgebrochen? Um zu erfahren, wie er sich im Schlaf verhält, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn – und als er am nächsten Morgen das Video ansieht, macht er eine Entdeckung, die die Grenzen seiner Vorstellungskraft sprengt: Sein nächtliches Ich steigt durch eine ihm völlig unbekannte Tür hinab in die Dunkelheit …

Das erste, was Leon sieht, nachdem er aus einem Alptraum erwacht, ist seine Frau Natalie, die, schwer verletzt und in Panik vor ihm, ihre gemeinsame Wohnung verlässt. Leon versucht sie aufzuhalten, verpasst sie aber am Aufzug. Hat er sie so mißhandelt? Ist er im Schlaf wieder gewalttätig wie in seiner Jugend? Leon beginnt, nach Hinweisen zu suchen. Da er sich nicht sicher sein kann, was er im Schlaf alles anstellt, verkabelt er sich mit einer Kamera, die alles aufzeichnet, was in der Nacht passiert. Als er am nächsten Morgen sieht, was die Kamera festgehalten hat, beginnt der Alptraum für ihn erst. Leon startet eine Jagd, in der er sich selbst verfolgt….

Fitzek spielt wieder einmal ein meisterhaftes Verwirrspiel mit den Emotionen des Lesers. Was ist Traum, was nicht? Was ist real, was Fiktion? Wir begleiten Leons schlafendes Ich auf dem Weg in den Abgrund, aber schläft er tatsächlich? Wie immer rasant erzählt mit vielen überraschenden Wendungen und einem wahren Knalleffekt-Schluß – ein Buch, das man nicht aus der Hand legt, bis man endlich Bescheid weiß. Und wenn man Bescheid weiß, wünschte man, man wüßte es nicht….

Ich vergebe 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 Smilys

Zauberflötenrache von Manfred Baumann

(c) Gmeiner Verlag

»Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen …« singt Anabella Todorova als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte bei der Opernpremiere der Salzburger Festspiele. Doch sie bricht mitten in der Arie tot zusammen. Herzversagen? Unfall? Mord? Martin Merana beginnt im Umfeld der Festspiele zu ermitteln und staunt: Es bahnt sich ein Skandal um gefälschte Meistergeigen an und Papagenotreue Vogelfänger und wutentbrannte Tierschützer befehden sich. Hat der Tod der Sängerin mit diesen Vorfällen zu tun?

Eigentlich wollte Martin Merana die Premiere gemeinsam mit seiner Oma geniessen, aber die alte Dame fühlt sich nicht wohl und so nimmt er eine Kollegin mit. Beide ahnen nicht, daß der geplante Kulturabend für sie zu einem Arbeitseinsatz wird. Bei der hochdramatischen Arie der Königin der Nacht stürzt die Starsopranistin ebenso hochdramatisch von einer Säule in den Tod, mitten auf offener Bühne. Somit ist der Abend gelaufen und Merana taucht ein in die Welt der Intrigen, Eitelkeiten und des Betrugs. Viele Menschen hatten Zugang zur Garderobe der Sängerin: Ein Musikalienhändler, die Schützlinge der Todorova-Stiftung, die anderen Sänger und nicht zuletzt die Gewinnerin eines Modewettbewerbs und deren Betreuerin. Hatte jemand einen Grund, die Sopranistin umzubringen? Merana, der ein Verehrer der toten Sängerin war, stürzt sich in die Ermittlung. Da geschieht noch ein Mord….

Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen. Merana ist das absolute Gegenteil vom zerknautschten Chaos-Kommissar, kompetent und sehr sympathisch. Und obwohl er als Kommissar gewohnt ist, nur harte Fakten zu sehen, nutzt er doch auch sehr unorthodoxe Methoden, an einen Fall heranzugehen. Die Story ist gut erzählt, mit einer guten Mischung aus Spannung und Humor. Einziger Wermutstropfen ist die Figur von „Florababy“. Ihre Rolle ist zwar bewußt so konzipiert, aber ihre dermassen überzogene Dämlichkeit wirkt bisweilen sehr störend. Da wäre etwas weniger mehr gewesen.

Ich vergebe 4,5 🙂 Smilys von 5!
Herzlichen Dank an den Gmeiner Verlag für das Rezensionsexemplar.