Berlin, im August 1961. In einer S-Bahn Richtung Wannsee wird ein erschossener Mann entdeckt, allem Anschein nach ein Amerikaner. Kurz darauf wird ein weiterer Toter gefunden, diesmal auf einem Schrottplatz in der Nähe des Flughafens Tempelhof. Schnell wird Hauptkommissar Tom Sydow klar, dass es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang gibt. Doch damit nicht genug: Sydow kommt einem unglaublichen Komplott auf die Spur, dessen Fäden bis ins Hauptquartier der CIA zu reichen scheinen. Offenbar ist es jemandem gelungen, das bestgehütete Geheimnis der DDR zu lüften: die Pläne zum Bau der Berliner Mauer.
Ein Berlin-Krimi zur Zeit des Kalten Krieges, aufgepeppt mit politischem Hintergrundmaterial einer brisanten Zeit. Tom Sydow ist klar, da der Tote in der S-Bahn wie ein Ami aussieht und die Tat sehr professionell ausgeführt wurde, ist das kein „normales“ Verbrechen, da steckt mehr dahinter. Dann wird er auch noch zu einem zweiten Mord beordert, was ihn um so mehr ärgert, als er eigentlich seinen Hochzeitstag in Ruhe verbringen wollte und daraus nun gar nichts mehr wird. Auch dieser Mord gibt Rätsel auf, denn der Tote, zu Lebzeiten nicht gerade Ziel weiblicher Begierde, wurde vor seinem ungewollten Ableben in Begleitung einer umwerfend aufregenden Frau gesehen, die sich an ihn heranmachte. Und mit russischem Akzent sprach… Für Tom Sydow riecht das alles verdächtig nach Agenten und Geheimdiensten. Das er damit Recht behält, bringt ihn und auch seine Familie in höchste Lebensgefahr!
Kurz nach dem Mauerbau geboren und im geteilten Berlin aufgewachsen, war es für mich ein besonderes Vergnügen, zumindest literarisch in diese Zeit einzutauchen. Real war es nicht immer vergnüglich, vor allem in der Urlaubszeit. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie jede Unterhaltung in den Zügen schlagartig in eisiges Schweigen umschlug, sobald der Zug in „die Zone“ hineinfuhr, die einschüchternden „Vopos“, die ihre Hunde unter den Zügen hindurchjagten. Uns Kindern wurde regelmässig der Mund verboten, zu groß war die Angst, einer von uns könnte etwas Negatives über den „Osten“ sagen, was zu Hause aufgeschnappt wurde, das war unglaublich langweilig! 🙂
Noch zwei kleine Anmerkungen zum Text selbst:
Der Kurfürstendamm wird „KuDamm“ abgekürzt, er hat nichts mit Kühen zu tun 😉 und ein echter Berliner sagt nicht „Dat“ (Dat hab ick doch jesacht) sondern „Dit“ (Dit hab ick doch jesacht / Wat solln ditte?)
Das Buch ist wirklich interessant und äußerst spannend. Auch wenn die fiktive Geschichte in reale Gegebenheiten gebettet ist, ich möchte nicht wissen, wie oft Berlin auf dem Vulkan tanzte ohne daß wir Berliner etwas davon mitbekamen. Sehr empfehlenswert! 🙂 🙂 🙂
Herzlichen Dank an den Gmeiner Verlag für dieses Rezensionsexemplar.