Ja, ich bin eine BoD-Autorin!

Gestern Abend lief im Deutschlandradio eine Sendung mit dem schönen Titel „Ich schreibe, also bin ich“. Es ging um das Thema, wie bekomme ich mein Buch in einen Verlag und was muß ich dafür bezahlen. Es ging um Qualität und Quantität, um Glücks- und Unglücksfälle im deutschen Literaturbetrieb und um die Frage, warum schreibt ein Mensch und will seinen Namen unbedingt gedruckt sehen.

Mit dieser Frage können wir anfangen. Der Mensch hat schon immer das Bedürfnis, etwas von sich zurück zu lassen, etwas bleibendes. Architekten, Maler, Bildhauer, Sänger und natürlich – Autoren. In unserer schnelllebigen Zeit, die noch schneller vergisst, sowieso. Und, seien wir ehrlich, ein bisschen eitel sind wir natürlich auch… Das ist ja auch nichts schlimmes. Die Frage ist doch, ob wir bereit sind, unsere kleine Eitelkeit mit Summen zwischen 5000 – 35.000 € zu befriedigen. Ja, diese Beträge wurden gestern tatsächlich in der Sendung genannt. Das ist eine ziemlich dreiste Abzocke, unter Umständen ruiniert da ein Mensch seine gesamte Existenz für einen Traum, für ein Buch, welches am Ende nie in einem Buchladen im Regal steht.
Da kommt jetzt BoD ins Spiel (Book on Demand). Im digitalen Zeitalter wird es einfach, viel Text in eine Datei zu packen, auf deren Server hochzuladen und diesen dann bei Bedarf, d.h. bei Bestellung, zu drucken. Und es ist billig! Genau das ist aber auch das Problem. Im elitären Literaturbetrieb gilt immer noch billig = schlecht, wenn wirklich JEDER sich über JEDES Thema verbreiten kann, wird der Markt mit Schund überschwemmt, um Gottes Willen!
Aber ist das wirklich so? Kann ich nicht finden. Nehmen wir mal ein richtiges Außenseiter-Beispiel: Da schreibt Herr Meier einen Ratgeber über den Kaninchenzüchter-Verein Hoppelwiese, vielleicht mit ein paar hübschen Illustrationen und Fotos. Bei renommierten Verlagen braucht er gar nicht erst anzuklopfen, kein breites Interesse, kennt doch niemand, vielen Dank. Bei Zuschußverlagen zahlt er dafür vielleicht 8000 € und hat Glück, wenn seine Auflage von 500 Exemplaren irgendwo verstaubt und irgendwann eingestampft wird. Bei BoD zahlt er 39 € und NICHTS liegt rum und verstaubt, weil nur bei Bestellung produziert wird. Selbst wenn von diesem Buch nur 10 Exemplare verkauft werden, hat Herr Meier nur einen verschmerzbaren Verlust erlitten und niemand kam weiter zu Schaden. Und bei Büchern ist es so, wie mit allen Dingen: Qualität setzt sich durch! Vielleicht entwickelt sich dieses Büchlein zu DEM Standardwerk schlechthin, weiß man´s? Der Kultur-Redakteur einer Tageszeitung sagte mir, mein Buch würde vermutlich nie in einer Tageszeitung rezensiert, allein, weil es bei BoD erschienen ist. Es sei denn, ich wäre ein „Ausnahmetalent“. Naja, vielleicht bin ich das? Ich hoffe dann allerdings, nicht so eins wie Frau Hegemann! (Jaja, ich weiß! Tut mir auch leid, aber sie wird für mich immer DAS Negativbeispiel bleiben…)
Menschen haben Geschichten zu erzählen und es wird immer Zuhörer geben. Vielleicht nicht viele, aber ein paar oder ein paar Hundert. Ich finde, jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Geschichte zu erzählen und wenn BoD das Medium dafür ist, dann ist das in Ordnung, es schadet niemandem. Schlechte Bücher gehen auch in bekannten Verlagen unter und gute Bücher bleiben erhalten, egal, wer sie gedruckt hat. Der Literaturbetrieb darf langsam von seinem hohen Roß absteigen, er ist nicht unfehlbar. Niemand wollte zu Beginn ein Buch über einen kleinen Zauberer, der in einem Schrank lebte, wenn wir uns erinnern. Sebastian Fitzek mußte seinen ersten Thriller mehrfach umarbeiten, bevor ihn jemand wollte…. und eine 17jährige wird zu Unrecht als Superstar gepusht. Fehlentscheidungen ohne Ende. In meinem Buch fehlen die Seitenzahlen, ich habe sie einfach vergessen. Ein kleiner Schönheitsfehler. Reaktion einer Leserin (keiner Freundin, eine neutrale Person!): „Na und? Wichtig ist, was drinsteht! Und das ist gut!“

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