Offener Brief an Bundespräsident Steinmeier

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

ich schreibe Ihnen aus meiner freiwilligen Selbstisolation. Als Risikopatientin habe ich seit 18 Tagen meine Wohnung nicht verlassen. Aber selbst wenn ich es könnte oder müsste, könnte ich es doch nicht, weil ich keinen Mundschutz besitze und es mittlerweile zumindest erwünscht ist, einen zu tragen.

Womit ich zum Kern meines Anliegens komme: Sie, Herr Bundespräsident, zeigten sich in Ihrer Videobotschaft „stark beeindruckt“ von der Solidarität der Bevölkerung. Das ist richtig, sie ist überall zu spüren und ohne sie läge vieles sicherlich noch mehr im Argen. Was in meinen Augen, und sicherlich in den Augen aller, die es tun, jetzt gar nicht geht ist, all die Menschen mit einer Abmahnwelle zu überrollen, die freiwillig und oft auf Spendenbasis Schutzmasken für alle nähen! Viele Unternehmen stellen ihre Produktion auf Schutzmasken um, was gut und richtig ist, und werden dafür gelobt und gefeiert, andere Menschen dafür bestraft? Das kann und darf nicht sein!

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob Sie der richtige Ansprechpartner dafür sind, ich bitte Sie aber trotzdem: Stoppen Sie die Abmahnanwälte! Es ist einfach erbärmlich, aus der großen Solidarität und Hilfsbereitschaft einzelner Menschen Kapital schlagen zu wollen. Wir haben eine globale Krise, die Menschleben kostet und noch kosten wird. Etwas dagegen zu tun, und sei es „nur“ ein Stück Stoff zu vernähen, sollte jetzt unbedingt wichtiger sein als eine Bereicherung auf dem Rücken derer, die freiwillig helfen.

Hochachtungsvoll, Regina Neumann

Gedanken aus der Quarantäne

Bisher habe ich mich ja ausgeschwiegen zum Thema Corona. Aus einer Menge Gründe. Ich wollte erstmal abwarten und gucken, was passiert. Womit ich ÜBERHAUPT nicht gerechnet habe, sind Hamsterkäufe jeglicher Art. Einfach weil wir immer noch in einem der reichsten Länder der Welt leben, in dem es alles gibt und wir eben NICHT alle sterben werden, wenn es den bevorzugten Joghurt mal einen Tag lang nicht gibt. Die Tünche „Zivilisation“ ist recht dünn, wenn Menschen anfangen, sich wegen Klopapier zu prügeln, oder? Ich habe keinerlei Verständnis für Leute, die mit 80 Kilo Mehl und drölfzig Packungen Hefe einen Laden verlassen. Denen wünsche ich einen fetten Befall mit Lebensmittelmotten – dann haben sie in ihrer Hamsterburg wenigstens Verwendung für die 150 Liter Desinfektionsmittel, die sie schlimmstenfalls einer Praxis oder Klinik geklaut haben! Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ja, ich finde solches Verhalten asozial.

Ich lebe jetzt seit zehn Tagen in kompletter Selbstisolation. Als chronisch Kranke gehöre ich mehrfach in Risikogruppen. Und ich habe nicht EINE Flasche Handdesinfektion mehr erwischt (nur am Rande). Klar könnte ich raus für einen einsamen Gang durch den Park, aber ich mache selbst das nicht. Wenn ich nämlich falle, was leicht passieren kann, ist das nicht so einfach „aufstehen, Krönchen richten, weitergehen“, es endet fast immer im Krankenhaus. Und das möchte ich gerade jetzt nicht, die sind da überlastet genug, da muß ich nicht auch noch andackeln, weil ich mit dem Hintern nicht zu Hause bleiben konnte. Klar, ich falle auch zu Hause, aber wesentlich seltener – und hier habe ich tatsächlich mehr Möglichkeiten, alleine wieder hoch zu kommen und die Verletzungsgefahr ist nicht so hoch. Also wäre das schon mal geklärt.

Tatsächlich bin ich wohl, trotz Temperament und durchaus kommunikationsfähig, eher introvertiert. Mir fehlt nämlich gar nichts. Über Twitter (ja, meinetwegen auch Facebook) sehe ich euch alle. Ich sehe, daß ihr noch da seid, ich erfahre, was ihr macht – und ihr seht, was ich mache. Wir können jederzeit miteinander reden, quer über die ganze Welt von Lummerland bis Japan, von Neuseeland bis nach Alaska. Wir komischen Leute da in diesem Internet haben jetzt im wahrsten Sinn des Wortes Heimvorteil. Natürlich denke ich auch darüber nach, wie es weitergeht, in einigen Wochen oder gar Monaten. Wird sich unsere Gesellschaft jetzt verändern und wie? Ich glaube, das liegt zum großen Teil an uns. Und nennt mich ruhig eine naive Optimistin, wenn ich sehe, was viele einzelne an Hilfsmaßnahmen oder auch nur an täglichen kleinen Lichtmomenten in die Welt stellen, ist noch nicht alles verloren und vielleicht begreift auch noch der Letzte, daß 400 Rollen Klopapier nichts sind gegen ein positives Miteinander. So, ich habe fertig. Bleibt gesund!

Theater der Nacht – Northeim

Es gibt Orte auf der Welt, die allein durch ihre Existenz die Kreativität anstoßen, einfach weil sie magisch sind. Das Theater der Nacht ist so ein Ort. Die ehemalige Feuerwache hat sich im Laufe der Jahre zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt, angefangen vom Äußeren des Hauses über sein phantasievolles Innenleben.
Eine weithin bekannte Institution für märchenhaftes Puppenspiel, die Nacht der Puppen, Maskenbaukurse und vieles mehr. Wer hier in die Gegend kommt sollte unbedingt einen Abstecher machen und staunen. Ein wenig hoffe ich, die traumhafte Atmosphäre mit meinen Fotos eingefangen zu haben. IMG_0524

Die ehemalige Feuerwache

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Wundervolle Figuren. Und es gibt in JEDEM Winkel etwas zauberhaftes zu entdecken.

Die Bildrechte bleiben bei (c) Rolf Högemann und (c) Regina Neumann

Gendergedöns

Jaja, ich weiß, schon, allein die Überschrift reicht aus, mich bei einigen auf die Abschußliste zu setzen und dazu würde ich jetzt gerne mal was sagen.

Ich war und bin schon immer in der luxuriösen Situation gewesen, genau zu wissen, daß ich eine Frau bin. Es gab da für mich nie einen Zweifel und da beißt die Maus keinen Faden ab, isso. Das es Homosexuelle beiderlei Geschlechts gibt, ist mir auch klar aber bei Transsexuellen, Intersexuellen und Metrosexuellen ist mein Wissen schlicht und einfach beendet und wird für mich eben zu diesem undefinierbaren „Gedöns“ ohne jegliche Wertung. Es betrifft mich einfach nicht, genau so wenig wie Lactoseintoleranz (Allergiegedöns eben^^). Das bedeutet nicht, ich werte diese Menschen ab, überhaupt nicht. Ich habe schon immer nach dem Motto gelebt, jeder soll nach seiner Fasson selig werden, solange er niemand anderem damit schadet. Wenn ich einen Menschen mit Laktoseintoleranz zu Besuch habe, koche ich eben ohne Milchprodukte und wenn ein Mensch mit, nennen wir es „andersartiger Sexualität“, in meiner Gegenwart dumm angemacht wird, dann schreite ich ein.

Was mir aber zunehmend auf den Zeiger geht, ist dieses Social-Media-Mimimi. „Wie kannst du den Kampf um die sexuelle Selbstbestimmung als Gendergedöns bezeichnen?!?!“ schallte es mir da entgegen. Ich habe mit der Bezeichnung diesen Kampf weder abgewertet noch lächerlich gemacht aber es ist ganz einfach nicht MEIN Kampf. Ich habe meine eigenen Kämpfe und kann mich nicht an jeder Front kloppen und zur Toleranz gehört für mich auch, sie nicht nur von allen anderen zu fordern sondern sie auch zu gewähren. Es gehört heute zur „Diskussionskultur“, Dinge, die einem nicht passen, als „behindert“ zu bezeichnen. Dieses ist behindert und jenes auch. Manchmal noch gekrönt von der Bezeichnung „du Spast“. Wenn ich als davon Betroffene jedesmal betroffen reagierte, käme ich zu nichts anderem mehr. Natürlich wünschte ich mir, es wäre anders und die Leute dächten mal nach, bevor sie was sagen oder schreiben, aber auch ich bin davor nicht gefeit, auch mir rutscht mal was durch, was nicht immer hundertprozentig ist. Da hilft dann nur noch die berühmte Filterblase zur Mentalhygiene, wenn man all zu große Empfindlichkeiten hat. Nur wird es in letzter Zeit immer schlimmer, egal, um welches Thema es geht.
Gendergedöns
Allergiegedöns
Inklusionsgedöns
Veganismusgedöns
Impfgegnergedöns
Aluhutgedöns

Irgendwann redet keiner mehr mit niemandem – und dann haben wir richtig spaß. Denkt mal drüber nach….

Gute Vorsätze und Muskelkater

Seit letztem Jahr schlich ich gedanklich um meine überquellenden Bücherregale herum. Ich möchte meine Wohnung ein bisschen umstylen und auch etwas mehr Platz haben, aber Bücher rauszuwerfen empfand ich immer als Sakrileg. Da sind Bücher dabei, die ich seit meiner Schul- und Ausbildungszeit mitschleppe, immerhin durch dreizehn Umzüge. Und die ich ungefähr genau so lange nicht mehr angesehen habe. Es sieht natürlich sehr intellektuell aus, wenn in jedem Zimmer ein fast deckenhohes Regal steht, vollgestopft mit Literatur, und jeder Besucher erstmal staunt: „Und die hast du alle gelesen?!“ In Wahrheit habe ich noch wesentlich mehr Bücher gelesen, als ich besitze. Aber nun war es beschlossen: im neuen Jahr miste ich meine Bücher aus, rigoros.

Ich schätzte mal grob, daß es ca. 500 – 600 Bücher erwischen würde. Das Dumme war, ich entschied mich, das Regal im Schlafzimmer abzuschaffen und genau dort stehen alle meine Lieblingsbücher. Das hieß, zuerst das Regal im Wohnzimmer leerräumen und dann alle Bücher, die ich behalten wollte, vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer zu wuchten. Innerhalb nur eines Tages konnte ich mich nur noch über Trampelpfade durch die Wohnung bewegen. Was ich nicht tat: Ich sah mir die Bücher nicht an, blätterte sie nicht durch und las nicht darin, sondern schmiß sie gleich im Dutzend auf den Kommt-weg-Haufen. Sehr herzlos, ich weiß… Aber anders hätte ich das nicht geschafft. Ich kenne meine Bücher sehr genau, weiß, welche signiert sind vom Autor und welche eine Widmung enthalten, weil sie mir von lieben Menschen geschenkt wurden. Diese Bücher sind noch da und bleiben es auch, ebenso natürlich die Lieblingsbücher. Genau so weiß ich aber auch, welche Bücher ich nie mehr lesen werde, entweder, weil sich das Interesse verlagert hat oder weil einmal eben reicht.

Insgesamt habe ich vier Tage gebraucht, alles umzuräumen und neu einzusortieren. Letztendlich habe ich mich gewaltig verschätzt, es waren über 800 Bücher, die mein heimisches Regal verlassen mussten. Und ihr könnt mir glauben, kein Neues-Jahr-gute-Vorsätze-Training kann einen solchen Muskelkater verursachen, wie Berge von Papier wegzuschaffen!

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Wonach der November riecht

Bei der Frage, wie oder wonach etwas riecht, kann die Antwort ja, wie bei den meisten Dingen, in zwei Richtungen gehen. Beim Thema riechen in Duft und Gestank.

Ich erinnere mich gut, daß der November meiner Kindheit extrem nach Abgasen stank. Der November war nicht nur grau von Nebel und Regen sondern auch von Smog. Es stank nach Dieselmotoren und wir husteten. Es war das Berlin der 70er und da gab es noch keine Feinstaubfilter.

Heute riecht mein November nach den letzten Laubfeuern, nach feuchten Blättern auf dem Bügersteig und nach Regen, manchmal auch nach nassem Pferd. Es riecht nach Kerzen und nach den ersten Plätzchen…. Nein, danach duftet es!

Der November riecht nach Sehnsucht, wenn ich an meinem Küchenfenster stehe und durch die Winterbäume die Autos auf der Straße nach Norden sehe, der Straße, auf der Du kämst, wenn Du noch könntest. Und schnell wende ich den Blick vom Fenster nach Norden, den Hauch des Sehnsuchtduftes in der Nase.

Der November riecht nach Weihnachtsmärkten, Bratäpfeln und Zimtmandeln, nach Bratwürstchen und nach Schnee. Und es mischt sich ein Gestank darunter. Ein anderer als in meiner Kindheit, es ist der Geruch nach Mißtrauen, Neid und Angst. Und dieser Geruch macht mich wütend. Es macht mich wütend, daß ich mich durch Absperrungen auf den Weihnachtsmarkt schlängeln muß, an schwerbewaffneten Polizisten vorbei, deren Maschinengewehre nach Waffenöl stinken. Es macht mich wütend, wenn ich Leute reden höre, daß das alles „wegen dieser Flüchtlinge“ nötig wäre und früher war das… Ich möchte denen ins Gesicht schreien, daß das eben nicht an den Flüchtlingen liegt sondern an einer giftigen, überängstlichen Minderheit, die es geschafft hat, einen ganzen Staatsapparat mit ihrer Hysterie anzustecken. Diese waffenstarrende Präsenz macht nicht, daß ich mich „sicherer“ fühle sondern nur sehr, sehr unwohl. Und vielleicht suche ich mir nur noch die winzigkleinen Märkte mit den handgestrickten Strümpfen und den selbstgekochten Marmeladen, die versteckt in den Kirchhöfen der Dörfer liegen und wo es nicht so durchdringend nach Angst mieft…

Der November duftet nach Kakao mit Baileys und nach den ersten Spekulatius, nach Acrylfarben und Pattex, nach Weihnachtstee und Orangen. Und dieses Jahr duftet er auch nach dem frisch bedruckten Papier vom Bärlender und das ist ganz wunderbar!  Das glättet die Wogen dann wieder.

Was machen Sie denn so den lieben langen Tag?

Auf dem Blog Read on my dear erzählt Mlle Readon an jedem 5. eines Monats, was sie den ganzen Tag so macht. Das ist so eine ähnliche Sache wie das monatliche „12 von 12“, was ich mit schöner Regelmäßigkeit verpenne. Nachdem ich dann auf Twitter laut darüber nachdachte, ich könnte das ja vielleicht auch mal aufschreiben, kam ein begeistertes „Oh ja, bitte!“ zurück. Nun denn!

Die Sonne weckt mich und inzwischen bin ich nicht mehr freudig begeistert darüber sondern einfach nur noch erschlagen. Ich sehne mich wie jeder Grashalm und jedes Blatt nach einer lang anhaltenden Dusche von Oben. Eigentlich würde ich gerne weiterschlafen, weil ich seit Wochen kaum schlafe wegen der Hitze und ständig müde bin. Aber ich werde schon erwartet wie jeden Morgen. Wenn ich durch meinen Noren (jap. Trennvorhang) ins Wohnzimmer komme, sitzen Sherlock und Watson im Gehege, den Blick gebannt in meine Richtung und warten darauf, daß sie Frühstück bekommen. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern pfeifen und quieken sie nicht, sobald sie merken, daß ich mich rege, aber sie starren mich sozusagen telepathisch aus dem Schlafzimmer.

„Guten Morgen, Jungs!“ flöte ich.

Ich sammle die Futterreste ein, nehme den leeren Napf mit und wenn ich nach dem kurzen Abstecher ins Bad zurückkomme, bringe ich einen mit Gurke, Tomate, Fenchel, Salat oder Möhre gefüllten Napf mit zurück und löse hopsende Begeisterung aus. Das ist jeden Morgen so. Sogar bevor ich den Wasserkocher für Tee oder Kaffee anschalte, zuerst sind die Schweinchen dran und dann ich.

Weil Sonntag ist, koche ich mir ein Ei und Tee, es gibt selbstgemachtes Lemon Curd und Harry Potter. Ich lese beim Essen und lasse mir Zeit. Weil nämlich Sonntag ist, habe ich nachher noch genug zu tun, aber gemächlich. Hinter mir höre ich Freßgeräusche und Futterstreit um das eine Salatblatt, an dem beide Schweinchen zerren, geflissentlich ignorierend, daß direkt neben ihnen noch ein Haufen anderer Salatblätter liegt. Danach ruhen sie vollgefressen und ich lasse sie, denn später muß ich das Gehege putzen und das gibt jedesmal Action, die sie nicht wirklich mögen. Obwohl sie sich natürlich freuen, wenn alles wieder sauber ist. Manchmal denke ich, das muß für sie so sein, wie für uns, wenn wir in frisch bezogene, duftende Betten fallen. Meine Tiere sind nicht handzahm und sie kommen nicht, wenn man sie ruft. Es sind ja auch Meerschweinchen und keine Hunde. Damit es keine hektische Jagd wird, habe ich mir Tricks einfallen lassen, um sie freiwillig rauszulocken und das klappt sehr gut und stressfrei. Dann kann ich sie hochnehmen und ein bisschen knuddeln, aber hauptsächlich werden sie untersucht: sind die Zähne ok, die Krallen nicht zu lang? Haben sie etwa Schädlinge (Milben, Haarlinge) oder kleine Wunden von einer Rauferei? Sherlock hatte letztens einen kleinen Pilzbefall auf der Nase und bekam Salbe drauf, nun ist alles wieder gut. Das Gehege ist zwei Quadratmeter groß und es dauert gut eine Stunde, bis alles sauber ist, und ich kann mir noch solche Mühe geben, danach ist dann das Wohnzimmer dran gründlich gesaugt zu werden. (Nein, das stört hier tatsächlich niemanden^^)

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Danach ist wieder Lesezeit und ich hänge ein bisschen bei Youtube rum, auf den Kanälen von Ryoya Takashima. Einer davon heißt Peaceful Cuisine, dort gibt es vegane Rezepte. Ich mutiere sicherlich nicht zum Vollveganer, aber das ein oder andere Rezept ist durchaus interessant. Ich höre ihn gern reden und langsam verstehe ich Alltagsjapanisch recht gut und erkenne die Syntax. Keine Bange, fast alles hat englische Untertitel 😉 Ich betreibe gerade bingewatching, jaja, aber mein Hirn ist auf Grund der Hitze einfach nicht wirklich arbeitsfähig – und Takashima-san ist ungeheuer fokussiert bei allem, was er tut. Ich hoffe, das färbt ein wenig ab. Und jetzt werde ich noch ein wenig Musik machen und mich an meinem wunderbaren Geburtstagsgeschenk erfreuen. Für diese Handpan haben Tochterkind und Freunde zusammengelegt und sie kam den weiten Weg aus Krasnojarsk – und zwar unerwartet schnell, ich habe erst in drei Wochen Geburtstag 🙂

handpan

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – #KunstGeschichtealsBrotbelag

Ihr kennt das sicher: man macht den Rechner an, guckt ins SocialMedia und ist eigentlich gleich wieder bedient. Katastrophen, Wut, Hass, Schwachsinn – danke, Wiedersehen! Und dann taucht da dieser eine Tweet auf, dieser eine Hashtag, der auf einmal die Sonne aufgehen lässt und du weißt wieder, warum du dabei  bist und warum es mal so großen Spaß machte. Die wunderbare @MlleReadOn, deren Blog Read on my Dear ich sehr mag, wollte wohl einfach nur ein schönes Foto mit einem lustigen Hashtag posten, es war kein Aufruf, keine Aktion, gar nichts. Nur toll! Bitte: #KunstGeschichtealsBrotbelag sollte schon als eigenständiges Wortkunstwerk gelten! Und wie eine Lawine tauchten von überall her die phantastischsten, lustigsten, kreativsten Brotkunstwerke auf. Für einen wunderbaren Tag hatten wir Spaß und Freude (ich hoffe ja, auch noch länger!), die Brotkünstler beim Brotbasteln und wir anderen beim durchscrollen! Ooohh und Aaahhh, guck maaaal, ein ums andere Mal, wunderbar 🙂

Natürlich dauerte es nicht lange, bis die obligatorischen Miesmacher auftauchten. „Mit Essen spielt man nicht, woanders verhungern die Leute!“ Ja, stimmt. Aber wisst ihr was? Das tun sie (leider!) auch, wenn diese paar Brote nicht „verkünstelt“ worden wären. Im Grunde ist euch das auch klar, das Problem „Lebensmittelverschwendung“ ist ein ganz anderes als ein paar bunte Brote, also geht woanders hin mit eurem Moralin, ja? Danke. Der Mensch lebt nämlich nicht nur vom Brot allein sondern auch von der Freude am Schaffen, am Spielen… und #KunstGeschichtealsBrotbelag ist ein ganz wunderbares Spiel!

Ich hab euch hier meine zehn Lieblingsbrote rausgesucht, aber alle sind toll! Geht sie euch auf Twitter alle ansehen, ja? ^^

Hamburg und Kaffeetrinken mit Kiki & Bär

Gestern war es mal wieder soweit: die Sehnsucht nach Hamburg schlug zu. Und da ich ja letzten Monat so schön sparsam war und das Essen alles andere als aufregend, dachte ich, ich könnte ja mal in die „Bullerei“ gehen, das Restaurant, welches u. a. Tim Mälzer gehört. Das Wetter war ein Traum, sehr warm, strahlend blauer Himmel… Kaiserwetter in Hamburg!

Besonders gefreut hatte ich mich auf ein Treffen mit Kiki & Bär auf einen Kaffee. Verabredet waren wir in der Rindermarkthalle, von der ich noch genau wußte, wo die ist – aber dummer Weise von der Feldstrasse aus und nicht von der Sternschanze, wo die „Bullerei“ ist. Aber der Reihe nach!

Das Restaurant gefällt mir sehr gut, man kann draußen auf der Terrasse sitzen und auch drinnen ist es sehr gemütlich. Die Bedienung ist sehr nett und schnell. Bei der Hitze habe ich nur einen Salat gegessen („Bullenfutter“!) und der war wirklich sehr lecker. Besonders gefallen hat mir, daß zwischen den „normalen“ Zutaten, Tomaten, Ruccola, Möhren, kleine Stücke Wassermelone waren. Die Kombination probiere ich demnächst auch mal zu Hause ^^. Langsam sollte ich mich mal auf den Weg machen, wenn ich nicht zu spät kommen wollte. Ich HASSE zu spät kommen! Aber natürlich steckt der Teufel im Detail: Ich hatte überhaupt nicht auf dem Schirm, wie lang die Schanzenstrasse ist. Ich wußte nur, an irgendeiner Ecke links abbiegen und dann sieht man den Bau schon. Jedesmal, wenn ich fragte hieß es, es ist nicht mehr weit, höchstens zehn Minuten. So ungefähr alle zehn Minuten! Leute, ich bin nicht Zatopek, ich gehe am Stock…. (Ja, ich hatte die Eitelkeit zu Hause gelassen!) Mit ungefähr zehn Minuten Verspätung bog ich bei der Markthalle ein und was jetzt kommt, könnte zumindest in Teilen Fiktion sein, ne? ^^

Ich sah Kiki schon von weitem und natürlich den Bären, der auf den Tatzenballen hin und her wippte. Kiki guckte immer wieder auf ihr Smartphone, aber wenn ich jetzt erst stehenbleibe, um meins aus dem Beutel zu kramen, würde es ja noch länger dauern. Vielleicht rufen? Aber wie ruft man jemanden, von dessen Nachnamen man keinen Plan hat, wie der korrekt ausgesprochen wird? Gibt ja nix peinlicheres, als wenn jemand deinen Namen falsch über einen Platz brüllt…. Ich versuchte es mit „Huhuuuu Kiki!“ Mist, hat sie nicht gehört. Ich holte schon tief Luft für ein „Hallllooooo Bär!“ aber mir fiel gerade noch ein, daß der ja für die überwiegende Mehrheit unsichtbar ist…. Zu guter Letzt haben wir uns ja doch noch gefunden und suchten uns einen Platz im Café. Dort packte ich die Tafel Vollmilchschoki für den Bären aus, Kingsize. Erstens sprechen wir hier über einen Bären von Format, zweitens wollte ich gern, daß Kiki mehr als 30 Gramm davon abbekommt. Der Bär freute sich offensichtlich sehr und bedankte sich artig als plötzlich…

Wow, Mamaaa, guck maaal, ein Bär! Mit Schokolade!“

Der Bär guckte auf den Knirps runter, hielt aber die Schoki sicherheitshalber ein Stückchen höher. Die Frau Mama drehte sich um:

Hier ist doch kein Bär! (Der fletschte gerade ein wenig die Zähne in ihre Richtung ^^) Was du dir immer ausdenkst…. komm jetzt!“

Aber Mama, ehrlich… da steht er doch!“

Kiki zuckte nur die Schultern ¯\_()_/¯ und ich rührte angelegentlich in meinem Cappucchino herum und ich schwöre es: der Bär löste sich langsam auf und verschwand. Kiki schnappte ihm gerade noch die Schokolade weg und verstaute sie in ihrem Rucksack.

Dieser Bär macht mich noch fertig! Er ist übrigens nicht so der Kaffeetrinker, sorry.“

Stehbrettpaddler?“ fragte ich.

Vermutlich….“

Wir plauderten dann noch sehr nett und ich habe mich wirklich sehr gefreut, die beiden getroffen zu haben 🙂

Später drehte ich dann noch eine Runde durch die Markthalle und entdeckte zwei interessante Dinge: einen kleinen Stand, an dem man sich seinen Becher Frozen Yoghurt selbst zapfen und dekorieren konnte (yummy!) und eine Säule, an der ringsum handgetöpferte Kacheln mit Rindviechern angebracht waren. Leider mußte ich mich dann auch schon wieder auf den Rückweg machen. Mit den obligatorischen Franzbrötchen im Gepäck ging es nach Hause. Das nächste Mal sollte ich wohl doch überlegen, mal etwas länger zu bleiben, es gibt einfach so viel zu sehen und zu erleben. Bis zum nächsten Mal, Hamburg!

Fazit vom Extremsparing-Monat

Der Monat ist rum und ich atme hörbar auf, oh ja! Ich habe es tatsächlich durchgehalten, auch wenn ich aufgehört habe, akribisch alles aufzuschreiben. Einfach weil es sich dauernd wiederholt hat und zum Ende hin wirklich SEHR eintönig wurde. Vor allem, weil mir immer mehr ausging und ich nichts mehr nachkaufen konnte/wollte.

FAZIT: Das Ziel, nur mit 50 Euro im Monat auszukommen, habe ich verfehlt. Es wurden knapp 65 Euro, einfach weil ich ohne Obst nicht leben kann. Das habe ich auch am allermeisten vermisst: jeden Tag frisches Obst und Gemüse. Ebenfalls vermisst habe ich mal ein paar Kekse, Gummibärchen oder mal ne Limo. Seit acht Tagen gab es nur noch blankes Wasser, ich lechze nach etwas Geschmack. Tee gab es nur noch sporadisch, weil mir der Zucker ausging und ich nur grünen Tee ohne alles trinke (der auch fast aus ist ^^ ).

Was ich überhaupt nicht vermisst habe, ist jegliche Form von Fleisch. Ich hatte ja das Huhn für die Suppe (die sechs Portionen ergab) und die Reste hatte ich ja mit Reis verarbeitet, das genügte mir dann auch. Wurstbrote brauchte ich auch nicht, eher Käse. Aber in der letzten Woche gab es nur noch Toast mit etwas Marmelade, mehr war nicht mehr da. Von Nudeln und Reis habe ich jetzt aber auch die Nase erstmal voll. Was ich als erstes essen werde? Kann ich euch verraten: eine Riesenschüssel Salat, Gemüse-Tempura und eine mindestens so große Schüssel Obstsalat, yaaaay 🙂

Ich habe einiges gespart, was gut war, denn es waren einige Anschaffungen fällig, über die ich dann nicht groß nachdenken mußte. Zumindest weiß ich, wenn ich mal wieder auf was sparen muß, dann bekomme ich das hin. Allerdings sage ich es nochmal: man MUSS kochen können, sonst hat man ein Problem. Und ich bin nicht gewillt, dieses Experiment allzu regelmäßig zu wiederholen, neenee!