So langsam hab ich die Schnauze RICHTIG voll!


Ich habe die Schnauze voll von unserer Bundesregierung, die hohnlächelnd den Hartz-IV-Satz um unglaubliche 5 Euro erhöht und vermutlich noch Beifall erwartet.
Ich habe die Schnauze voll von solchen Kommentaren wie: „Wer arbeiten geht, wird noch bestraft!“, „Soll das Pack doch schaffen gehen!“, „Wer soll denen denn ihr Ruhegeld bezahlen?“
Um es mit Gernot Hassknecht (ZDF-Heuteshow) zu sagen: „Ja, habt ihr noch alle Latten am Zaun???“

Es wird überall so getan, als würden Hartz-IV-Empfänger wie die Paschas leben, wie die Made im Speck. Und woher kommt dieser Irrglaube? Tja, ich würde mal sagen, daran sind gewisse Medien nicht ganz unschuldig, und zwar solche, die Nachmittags-Shows mit dem Titel „Ich bekomm Hartz-IV und lebe auf Malle“ ausstrahlen. Oder solche, in denen das „reale Leben“ einer Hartz-Familie gezeigt wird: Eltern auf der Couch zwischen überquellenden Aschenbechern und Bergen leerer Alk-Flaschen, auf der Playstation 3 zockend, die 6 Kinder verwahrlost in der leeren Küche. Im Interview der deutschen Sprache kaum mächtig, obwohl es Deutsche sind! Und schon haben wir genau das Bild, welches irgendwem (der Regierung?) prima in den Kram passt: Hartz-IV-ler
sind ungebildete, nikotinsüchtige Alkoholiker UND sowieso unfähige Rabeneltern, die sich bitte nicht auch noch reproduzieren sollen!
Kein Wunder, daß sich die hart arbeitende Bevölkerung über sowas aufregt. Mir stellt sich aber langsam die Frage, ob diese Entrüstung nicht GEWOLLT ist? Denn seid doch mal ehrlich: wie viele der oben beschriebenen Spezies kennt ihr PERSÖNLICH? Denn wenn angeblich ALLE so sind, wie sie dargestellt werden, MÜSST ihr solche Leute kennen! Also ich kenne keinen einzigen von denen.
Was ich aber kenne, ist zum Beispiel eine Abiturientin, die nach dem Abi schwer chronisch erkrankte, was ihr am Ende Hartz einbrachte.
Einen gelernten Kaufmann, dessen Stelle wegrationalisiert wurde und der mit seinen 46 Jahren „zu alt“ für alles ist, worauf er sich bewirbt. Und der bisher wirklich JEDE Drecksarbeit vom Arbeitsamt angenommen hat, und sei es Winterdienst morgens um 5h!
Ich kenne die Friseuse, die mit einem gebrochenen Fuß samt Gipsbein acht Stunden im Laden STEHT, weil sie sich nicht traut, zu Hause zu bleiben. Weil sie so wenig verdient, daß sie Zuschüsse vom Amt braucht, um ihre Kinder zu ernähren, die aber wegfallen, wenn sie krank ist. Usw.
Ich sehe Menschen, die völlig resignieren, sich aufgeben, denen jede Selbstachtung und Würde genommen wird. Denn Hartz-IV ist nichts anderes als ein Stigma – dank gewisser Medien.

Und anstatt zu denken: „Mann, Gott sei Dank geht´s mir nicht so beschissen!“ tretet ihr noch auf die, die ohnehin schon am Boden liegen! Es geht doch überhaupt nicht darum, jedem Menschen ein bequemes Leben zu finanzieren. Das ist nicht der Sinn und Zweck des Ganzen. Die sollen arbeiten gehen? Toll, das würden „die“ auch gerne (jedenfalls die Mehrheit!), dann macht doch mal einen Vorschlag, WO! Soviel Schnee kann gar nicht überall fallen, Mensch!
Im Grundgesetz steht, die Würde des Menschen ist unantastbar. Schöner Spruch, ehrlich. Ich finde es schon entwürdigend, wenn ich mir vorschreiben lassen muß, was ich einkaufen darf und was nicht, und wieviel das kosten darf. Zu einem „würdigen“ Leben gehört für mich zum Beispiel mal ein Blumenstrauß oder ein Haustier, ein Buch oder eine Tageszeitung. Und kommt mir jetzt bloß nicht mit so nem Spruch, Hartz-IV-Bezieher haben nicht mal den Hauptschulabschluß und können sowieso kaum lesen!!! Und ein HAUSTIER?! Also bitte, sowieso nur unnützes Viechzeug! Für manche ist es aber gut für die Seele. Und genau DAS ist der Punkt: Auch Hartz-IV-ler haben eine Seele. Echt mal jetzt!

Der guten Frau von der Leyen liegen ja unsere Kinder so am Herzen. Sie übersieht aber schon mal gern, daß es in diesem Land schon ausreicht, Kinder zu HABEN, um ganz schnell bei Hartz-IV zu landen! Wenn man nämlich Kinder hat, kann man nicht oder nicht vollzeitig arbeiten. Und wo landet man dann? Richtig: entweder in einem Dumping-Lohn-Job mit staatlichen Zuschüssen oder Hartz-IV. Wissen wir ja alle, ich wollte es nur noch mal gesagt haben…

Und unsere Regierung schürt den Sozialneid immer schön weiter. Ich habe noch von KEINEM Politiker den Vorschlag gehört, er würde auf 1000 Euro seiner Bezüge verzichten! Das würde der vermutlich nicht mal merken… Aber ein Herr Sarrazin kassiert nach einem Deal mit dem Bundespräsidialamt seine vollen Bezüge dafür, daß er jetzt täglich in seinem Bundesbänkerbüro sitzt und seine Bürgerpost erledigt?! Leute, irgendwas geht in diesem Land gewaltig schief und davon habe ich die Schnauze wirklich voll!

Ich habe übrigens in meinem Leben keinen einzigen Tag Hartz-IV-Leistungen bezogen.

Copyright: Stuttmann

Das Haus der Schwestern von Charlotte Link

„Westhill House, ein einsames Farmhaus im Hochmoor Yorkshires. Ehemals Schauplatz einer wechselvollen Familiengeschichte – und jahrzehntelang Hüter eines bedrohlichen Geheimnisses. Bis eine Fremde kommt und wie zufällig die Mauern des Schweigens zum Einsturz bringt.“

Barbara und Ralph, ein deutsches Ehepaar, mietet Westhill House über Weihnachten und Neujahr von der etwas wunderlichen alten Besitzerin. Beide sind Anwälte, beruflich erfolgreich und ihre Ehe ist am Ende. Barbara will die ruhige Abgeschiedenheit nutzen, eine Aussprache herbeizuführen. Allerdings verwandeln sich die erhofften ungestörten Tage schlagartig in puren Überlebenskampf: über Nacht vollkommen eingeschneit und von der Außenwelt total isoliert, sitzen die beiden ohne Strom, Telefon und fast ohne Vorräte fest. Die Speisekammer ist leer und die deutschen Stadtmenschen, die es gewohnt sind, nur in den Supermarkt gehen zu müssen, haben versäumt, rechtzeitig einzukaufen. Sie müssen lernen, Holz zu hacken und teilen ihre sehr mäßigen Vorräte akribisch auf, um nicht zu verhungern und zu erfrieren.
Auf der Suche nach Brennmaterial findet Barbara ein dickes, altes Manuskript und anstatt es anzuzünden, beginnt sie, es zu lesen: die Lebensgeschichte von Frances Grey.

Ich mag solche Geschichten, Buch im Buch sozusagen. Man taucht mit Barbara gemeinsam in das Leben von Frances Grey ein und ist fasziniert. Frances erinnert sehr stark an eine britische Scarlett O´Hara: Auch sie stellt sich gegen gesellschaftliche Normen, auch sie bekommt nicht den Mann, den sie liebt und auch sie tut sehr pragmatisch und zielstrebig das, was eben getan werden muß um eine Farm zu retten. Ausserdem reitet sie wie ein Mann und trinkt Whiskey. Sie war zwar nicht so schön wie Scarlett aber ich bin sicher, Rhett Butler hätte sie geschätzt.
Das Lesen lenkt Barbara von Hunger und Kälte ab, bringt sie aber auch in große Gefahr. Denn sie nähert sich unaufhaltsam einem uralten Geheimnis, das bis in die Gegenwart hineinreicht und ihren Mann fast das Leben kostet. Und sie merkt, daß sie Ralph immer noch liebt. Vielleicht aber zu spät?

Ein wirklich sehr spannendes Buch, empfehlenswert 🙂

Der Neid. Auch so´n Alltagsmonster

Der Neid v. C. Moser
Dieses kleine Monsterchen sieht ja noch recht putzig aus. Die Zeichnung ist übrigens ein handsigniertes Original, also seid NEIDISCH, liebe Leser! Meine Tochter schenkte es mir vor fünf Jahren zu Weihnachten 🙂

Anlass für diesen Beitrag ist u. a., daß sich eine meiner Tweeties (Twitter-Verfolger/in) gestern ganz furchtbar über Sozial- und Bildungsneid aufregte. Das passt auch zu meinem Thema, welches da Natascha Kampusch heisst, aber eigentlich nur stellvertretend. Das Phänomen scheint wesentlich allgemeiner zu sein. Und wo ist jetzt da ein Zusammenhang?
Ich überlegte ein wenig hin und her, ob ich das Kampusch-Buch „3096 Tage“ lesen soll oder nicht. Eigentlich hole ich mir sonst nie Anregungen bei Amazon, aber in diesem Fall wollte ich doch mal gucken, ob schon jemand was dazu gesagt hat. Schliesslich ist das Buch kein Unterhaltungsroman. Ich fand auch drei Meinungen dazu, also zum Buch. Der Rest ist… unsagbar! Jemand hatte eine Unterkategorie zum Thema eröffnet und da wurde abgelästert ohne Ende. Einfach zum Kotzen, liebe Leute! Ich glaube, eines der dämlichsten Zitate, welches ich je dazu gelesen habe war, daß sie als „mediengeiles Gör“ bezeichnet wurde. (Ich hoffe für sie, daß ihr Medienberater sowas von ihr fernhält!) Falls es nicht bemerkt wird, JA, ICH BIN WÜTEND!!!
Mediengeil sind für mich Leute, die in Talkshows rennen mit dem Titel: „Mein Mann hat ein Verhältnis mit dem Hund meiner Nachbarin. Was soll ich tun?“
Oder solche Damen, die nichts anderes vorzuweisen haben als megablondierte Haare und an den richtigen Stellen aufgepumpt wurden und dann vielleicht noch irgendwann mal mit einem „Star-Macher“ verheiratet waren.
Woher kommen denn solche absurden Äußerungen, möchte ich mal wissen? Ist das Neid? Ja worauf denn um Himmels Willen?! Darauf, daß die Frau keine Kindheit hatte? Darauf, daß und wie sie Geld verdient? Hat sie sich vermutlich früher auch mal anders vorgestellt…. Wenn Euch ihre ach so „öffentliche“ Vergangenheitsbewältigung nervt, dann schaltet den Fernseher aus, kauft das Buch eben nicht, aber haltet doch die Schnauze!

Kann man auf Bildung neidisch sein? Offensichtlich. Also auf Leute mit höherem Bildungsstand als dem eigenen. Muß ich das verstehen? Nein. Aber Neid ist mir eigentlich auch völlig fremd… bis auf die üblichen leichten Ansätze, die jeder kennt (dazu komm ich noch 🙂 ). Ich entstamme dem Berliner „Arbeitermilljöh“. Das ist eine Tatsache und kein Problem für mich. Für meinen Vater war es allerdings eins, daß ich dort nicht bleiben wollte. „Lesen“ war für ihn keine „Arbeit“ sondern faul rumsitzen. Als ich anfing, den „Tagesspiegel“ zu lesen statt die „B.Z.“ warf er mir „Klassenflucht“ vor. Ernsthaft! Ich habe mein erstes Honorar für einen klitzekleinen Beitrag in einem winzigen Anzeigenblättchen verdient und darauf bin ich heute noch stolz!
Mein Lebensweg verlief dann ein wenig kreuz und quer, darum wurde das nichts mit dem Abi und auch nicht mit der Uni, ABER: Bildung ist nicht (ausschliesslich!) eine Sache des Geldes! Es reicht schon, wenn man seinen Hintern hochbekommt. Ich habe einige Fremdsprachen drauf, eine fundierte literarische und musikalische sowie humanistische Bildung – und die kann mir niemand wegnehmen! Ich habe keinen Zettel mit einem wichtig aussehenden Stempel darauf, der mir das bestätigt, aber den brauche ich auch nicht. Mein Partner ist übrigens Akademiker und das zerfrisst mich jetzt jede Nacht vor grünem Neid, jahaaa 🙂
Naja, so ganz gefeit bin auch ich nicht, das gebe ich ja zu. Ein bisschen neidisch bin ich auf diejenigen, denen diese Wege so selbstverständlich offenstehen. UND auf jeden Rolls Royce-Fahrer! Allerdings beschränkt sich das auf den Gedanken, hach, ich würde gern mal in so nem Ding fahren. Nicht darauf, den Lack zu zerkratzen: Weil ICH keinen habe, brauchst DU auch keinen!

Antwort auf die Praktikantensuche von DuMont *g*

Regina Gräfin von und zu Charme und Anmut
Haunted Castle, Esq.

Somerset (Maugham)

DuMont Buchverlag GmbH & Co KG
Elke Wehinger
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
wehinger@dumont-buchverlag.de

Bewerbung um den eintägigen Praktikantenplatz auf der diesjährigen (2010) Frankfurter Buchmesse

Sehr geehrte Frau Wehinger,

als schnellgepushte Starbucks-Barrista sehe ich mich bestens in der Lage, Ihren Gästen am Messestand Heiß- und Kaltgetränke jeglicher Größe zu offerieren. Iced Tea ist ebenso in meinem Repertoire zu finden wie Latte doppio con lactosefreie Leche with one shot Espesso plus double topping Caramel. Selbstverständlich auch Quellwasser aus den Anden und San Pellegrino.

Meine umfangreiche Auslandserfahrung habe ich u. a. im Starbucks in der New Yorker Bronx, den Slums von Bombay und Kapstadt erworben. Ich spreche deutsch, baierisch und g´scheert, englisch (Oxford und Slum), französisch, punjabi und kisuaheli.
Zu den angeforderten Boots- und Führerscheinen kann ich noch eine Flugerlaubnis für Boing 747 und den Tarnkappenbomber vorweisen.

Meinen Bentley samt Chauffeur, der seine Ausbildung am britischen Königshof absolvierte, stelle ich Ihnen selbstverständlich gerne zur uneingeschränkten Verfügung.

Alle weiteren Daten entnehmen Sie bitte dem beigefügten Lebenslauf. Was das Foto angeht: Ich sehe selbstverständlich wirklich aus, wie die junge Liz Taylor!

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Gräflichkeit Regina v.u.z. Charme und Anmut

beworben habe ich mich übrigens darauf: http://jetzt.sueddeutsche.de/pdf/dumont/Stellenanzeige_2010.pdf

Das Buch ohne Staben, Teil 2

Letzte Woche bekam ich also das „entschlüsselte“ Buch ohne Staben MIT Staben! Die Werbeaktion vom Bastei-Lübbe-Verlag im August fand ich ja recht witzig und war natürlich neugierig auf das „lesbare“ Buch. Um es gleich vorweg zu sagen: auf Seite 55 wollte ich bereits kapitulieren, habe mich aber noch bis Seite 109 weitergequält. Jetzt ist allerdings Schluß! Dies ist das erste Buch seit vielen Jahren, das ich nicht zu Ende lesen werde. Warum?

1. Der Stil soll vermutlich Steven King imitieren, allerdings denke ich, King schreibt volltrunken noch besser!
2. Bis Seite 55 fand ich Anleihen bei King, Wes Craven, div. Mumienfilmchen, Buffy usw. und
3. wurde bis dahin schon JEDES Klischee des Genres runtergenudelt.

Angeblich soll dem Verlag der Autor ja unbekannt sein. Das wage ich zu bezweifeln. Kein Verlag dieser Welt würde ein dermassen grottenschlechtes Buch verlegen, ohne daß ein großer Name dahinter steht, den sie sicher ganz genau kennen. Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dies ist ein Test: Last uns das fürchterlichste Buch der Welt herausbringen, mal sehen, ob die doofen Leser das auch noch toll finden.

Mein Fazit: Schade ums Papier!

Ich bedanke mich beim Bastei-Lübbe-Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein unverhofftes Geständnis von P. D. James

„An der Küste von Suffolk wird eine Leiche mit abgehackten Händen an Land getrieben. Überraschenderweise stellt sich heraus, daß der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist. Doch warum wurde er nach seinem Ableben verstümmelt? Und von wem? Ein Fall für Scotland Yard.“
Eigentlich wollte Inspector Adam Dalgliesh nur ein paar Tage Urlaub bei seiner Tante Jane verbringen, weit entfernt von London und seinen Morden, und in Ruhe über ein persönliches Problem nachdenken. Nämlich, ob er heiraten soll oder nicht. Dazu kommt er aber nicht, denn kaum ist er angekommen, stürmen die mehr oder minder skurrilen Bewohner des Ortes Monksmere das Haus seiner Tante Jane um ihn um Rat zu fragen, was sie wegen des Verschwindens eines anderen Dorfbewohners unternehmen sollen. Dalgliesh, der keine Lust hat, sich während seines Urlaubs in etwas hineinziehen zu lassen, gibt ihnen den Rat, sich an die örtliche Polizei zu wenden, zumal er in Suffolk ohnehin keinerlei Befugnisse hätte.
Da klopft es an der Tür und die eben noch erwähnte örtliche Polizei steht mit der Nachricht im Raum, der Vermisste wäre tot und mit abgehackten Händen an der Küste angespült worden. Plötzlich sind alle Anwesenden verdächtig, sogar Tante Jane, deren Hackbeil vor Wochen aus der Küche gestohlen wurde…

Herbstzeit ist für mich immer die Zeit für Krimis, die „very british“ sind. Kaminfeuer, abgeschiedene Dörfer, düstere Herrensitze, Butler und Haushälterinnen, exzentrische Schriftsteller und Scotland Yard. All das findet man wunderbar vereint in den Krimis von P. D. James, gewürzt mit einer kräftigen Mischung aus Niedertracht und Gemeinheit. Sehr spannend bis zum Ende. Die Auflösung zum Ende ist zwar ein wenig langatmig aber doch stimmig zum Charakter des Täters. Meine Empfehlung: auf´s Sofa, Five-o-clock-Tea, ein paar Kekse und geniessen!

Bin ich ein Gutmensch? Und ist das was Schlimmes?

Gutmensch ist eine meist abwertend gemeinte Bezeichnung für Einzelpersonen oder Personengruppen („Gutmenschentum“), denen ein übertrieben moralisierendes oder naives Verhalten unterstellt wird. In der politischen Rhetorik wird Gutmensch als Kampfbegriff verwendet. Der Neologismus leitet sich von „guter Mensch“ ab – und wendet die positive Bedeutung ins Gegenteil, sagt
Wikipedia.

So, aha. Das mußte ich mir bei der leidigen Sarrazin-Diskussion auch anhören, daß ich so eine wäre. Zum Glück wird der Begriff als politischer Kampfbegriff definiert und trifft mich darum wenig. Niemand kann mir übertriebene Moral oder Naivität vorwerfen, das ist dann doch wohl eher das Ressort von Frau Eva Herman.
Aber was bitte ist so schlimm daran, ein guter Mensch zu sein, daß man diese Bedeutung ins Gegenteil umdrehen muß?
Ich grüße unseren Döner-Mann freundlich. Der ist nett und ich MAG Döner! Als die Fußball-WM war, hatte er das Radio in seinem Imbisswagen voll aufgedreht und die REWE-Verkäufer vom Getränkemarkt standen alle bei ihm rum und jubelten für Deutschland. Er auch!
Ich begehe übelsten Verrat, weil ich mein Obst- und Gemüse beim Muslimen kaufe. Kann ich was dafür, daß deren Ware eindeutig besser aussieht und schmeckt als die in unserem Supermarkt? Beisipiel: ein angewelktes Stäußchen Petersilie kostet im Super 0,60 Euro. Dafür bekomme ich beim Araber einen Riesenbusch knackfrische Petersilie. Ausserdem packt der mir oft noch ein bisschen angedätschtes Zeug ein „für Deine Tiere“.(Klar, das ist eindeutig ein hinterhältiger Versuch, mich zu islamisieren!) Im Supermarkt hab ich EINMAL danach gefragt, ob ich die angewelkten Salatblätter aus der Kiste haben könnte, ich wurde dermassen angezickt, danke, muß ich nicht haben!
Diese Beispiele bringe ich hier nur an, weil Thilo ja offenbar an „Moslempanik“ leidet und er ja sagte, die können nichts anderes als Gemüse und Döner verkaufen. Na und? Die Chinesen haben alle Restaurants und Wäschereien. Genau so ein blödes Vorurteil.

Und, mal ehrlich, wenn man die Kommentare in manchen Foren liest, frage ich mich, wo diese sog. „Gutmenschen“ alle sein sollen. Und es ist völlig egal, welches Forum das ist!
Beispiel eins: Natascha Kampusch hat ein Buch veröffentlicht.
Kommentare: „Ist das Geld etwa schon alle?“ „Mann, wer will von der denn noch was hören?“ „Die soll lieber nen anständigen Beruf lernen!“
Ja Leute, geht´s noch?!
Beispiel zwei: Eine Fluglinie hat eine Rollstuhlfahrerin wieder aus dem Flugzeug geladen, weil sie ohne Begleitperson fliegen wollte, was auf dem Hinflug kein Problem war.
Kommentare: „Die soll froh sein, daß sie sie überhaupt mitgenommen haben!“ „Da hat die bestimmt getrickst beim Hinflug.“ Usw…
Ähm… hallo?!
Beispiel drei: Ein Filmforum. Dort kann man Filme online ansehen und bewerten, also Inhalt und Qualität.
Kommentare: Dort wird sich hemmungslos gegenseitig beschimpft auf einem Niveau, daß einem Hören und Sehen vergeht! Jeder, der ein paar Rechtschreibfehler einbaut, ist automatisch ein asozialer, ausländischer Hartz IV-Empfänger und schlimmeres.
Also, wo sind die alle, die Massen von Gutmenschen, bzw. die „guten Menschen“?! Manchmal denke ich, die angebliche Anonymität des Netzes (die nicht existiert!) wird nur dafür genutzt, andere Menschen fertig zu machen, weil man sich das im Real-Life weder traut noch erlauben kann. Ich halte mich dann doch eher an das Sprichwort, wenn ich nichts Nettes zu sagen habe, sag ich eben gar nichts – und bleibe ein einigermassen „guter Mensch“.

Das japanische Rätsel von Suzanne Visser

Kurzbeschreibung
Die schrecklichen »Fischmorde« halten ganz Japan in Atem: Immer wieder werden im Großraum Tokio kunstvoll zugerichtete Leichen gefunden. Da die Opfer allesamt Europäer sind und die japanische Polizei im Dunkeln tappt, nimmt sich ein internationales Expertenteam der Fälle an und muss sich zunächst im Dschungel einer fremden und völlig andersartigen Kultur zurechtfinden.

Der Krimi selbst ist nichts besonderes, eine Hannibal-Lecter-Geschichte über einen sehr abstrusen Serienmörder. Trotzdem ist das Buch äußerst interessant zu lesen, der Spannungsbogen wird im Zusammenprall zweier völlig gegensätzlicher Kulturen erzeugt, der westlichen und der asiatischen. Zwei Ermittlerteams, die völlig unterschiedlich an ein Problem herangehen, von denen das eine absolut hierarchisch, das andere oberflächlich chaotisch handelt.
Gewöhnungsbedürftig ist auch, daß die Handlung aus der Sicht mehrerer verschiedener Ermittler erzählt wird und das manchmal auf eine sehr einfache, formale Weise. Das mag daran liegen, daß die Autorin selbst lange Zeit als Ausländerin in Japan lebte und den asiatischen Formalismus übernommen hat. Wer die japanische Denkungsart verstehen will und auch, warum es gerade den Japanern nicht gelungen ist, den Fall aufzuklären, ist mit diesem Buch bestens bedient. Wer sich nicht für Japan interessiert, sollte das Buch besser beiseite legen.
Sehr gut fand ich auch das ausgesprochen ausführliche Glossar. Es war sehr hilfreich.
Für Japanfans ein echt interessantes und auch spannendes Buch!

An mein Du

Es ist mal wieder Zeit, mir Gedanken zu machen.
Gedanken über Dich, mein Du.
Seit vielen Jahren sind wir jetzt genau das:
ein WIR.
Dabei sah das ja gar nicht so aus,
zu unterschiedlich die beiden Ich.
Ein norddeutscher Emotionssparer
gegen Berliner Herz-und-Schnauze-Temperament?
Ein nüchterner wirtschafts-wissenschafts-Mathefreak
gegen musisch-literarische Schreiberline?
Und doch!
Da war der erste Kuss,
da waren viel Gespräche und Briefe,
viel Lachen und ganz viel Gefühl.
Für Dich, für mich, für uns.
Damit es nicht alltäglich wird und normal,
daß Du mein Du bist
über das ich mich jeden Tag
auf´s Neue freu,
eben dies hier:
Mein Du magst zwar den Mey nicht, aber
besser kann ich Dir das einfach nicht sagen…