Der Neid. Auch so´n Alltagsmonster

Der Neid v. C. Moser
Dieses kleine Monsterchen sieht ja noch recht putzig aus. Die Zeichnung ist übrigens ein handsigniertes Original, also seid NEIDISCH, liebe Leser! Meine Tochter schenkte es mir vor fünf Jahren zu Weihnachten 🙂

Anlass für diesen Beitrag ist u. a., daß sich eine meiner Tweeties (Twitter-Verfolger/in) gestern ganz furchtbar über Sozial- und Bildungsneid aufregte. Das passt auch zu meinem Thema, welches da Natascha Kampusch heisst, aber eigentlich nur stellvertretend. Das Phänomen scheint wesentlich allgemeiner zu sein. Und wo ist jetzt da ein Zusammenhang?
Ich überlegte ein wenig hin und her, ob ich das Kampusch-Buch „3096 Tage“ lesen soll oder nicht. Eigentlich hole ich mir sonst nie Anregungen bei Amazon, aber in diesem Fall wollte ich doch mal gucken, ob schon jemand was dazu gesagt hat. Schliesslich ist das Buch kein Unterhaltungsroman. Ich fand auch drei Meinungen dazu, also zum Buch. Der Rest ist… unsagbar! Jemand hatte eine Unterkategorie zum Thema eröffnet und da wurde abgelästert ohne Ende. Einfach zum Kotzen, liebe Leute! Ich glaube, eines der dämlichsten Zitate, welches ich je dazu gelesen habe war, daß sie als „mediengeiles Gör“ bezeichnet wurde. (Ich hoffe für sie, daß ihr Medienberater sowas von ihr fernhält!) Falls es nicht bemerkt wird, JA, ICH BIN WÜTEND!!!
Mediengeil sind für mich Leute, die in Talkshows rennen mit dem Titel: „Mein Mann hat ein Verhältnis mit dem Hund meiner Nachbarin. Was soll ich tun?“
Oder solche Damen, die nichts anderes vorzuweisen haben als megablondierte Haare und an den richtigen Stellen aufgepumpt wurden und dann vielleicht noch irgendwann mal mit einem „Star-Macher“ verheiratet waren.
Woher kommen denn solche absurden Äußerungen, möchte ich mal wissen? Ist das Neid? Ja worauf denn um Himmels Willen?! Darauf, daß die Frau keine Kindheit hatte? Darauf, daß und wie sie Geld verdient? Hat sie sich vermutlich früher auch mal anders vorgestellt…. Wenn Euch ihre ach so „öffentliche“ Vergangenheitsbewältigung nervt, dann schaltet den Fernseher aus, kauft das Buch eben nicht, aber haltet doch die Schnauze!

Kann man auf Bildung neidisch sein? Offensichtlich. Also auf Leute mit höherem Bildungsstand als dem eigenen. Muß ich das verstehen? Nein. Aber Neid ist mir eigentlich auch völlig fremd… bis auf die üblichen leichten Ansätze, die jeder kennt (dazu komm ich noch 🙂 ). Ich entstamme dem Berliner „Arbeitermilljöh“. Das ist eine Tatsache und kein Problem für mich. Für meinen Vater war es allerdings eins, daß ich dort nicht bleiben wollte. „Lesen“ war für ihn keine „Arbeit“ sondern faul rumsitzen. Als ich anfing, den „Tagesspiegel“ zu lesen statt die „B.Z.“ warf er mir „Klassenflucht“ vor. Ernsthaft! Ich habe mein erstes Honorar für einen klitzekleinen Beitrag in einem winzigen Anzeigenblättchen verdient und darauf bin ich heute noch stolz!
Mein Lebensweg verlief dann ein wenig kreuz und quer, darum wurde das nichts mit dem Abi und auch nicht mit der Uni, ABER: Bildung ist nicht (ausschliesslich!) eine Sache des Geldes! Es reicht schon, wenn man seinen Hintern hochbekommt. Ich habe einige Fremdsprachen drauf, eine fundierte literarische und musikalische sowie humanistische Bildung – und die kann mir niemand wegnehmen! Ich habe keinen Zettel mit einem wichtig aussehenden Stempel darauf, der mir das bestätigt, aber den brauche ich auch nicht. Mein Partner ist übrigens Akademiker und das zerfrisst mich jetzt jede Nacht vor grünem Neid, jahaaa 🙂
Naja, so ganz gefeit bin auch ich nicht, das gebe ich ja zu. Ein bisschen neidisch bin ich auf diejenigen, denen diese Wege so selbstverständlich offenstehen. UND auf jeden Rolls Royce-Fahrer! Allerdings beschränkt sich das auf den Gedanken, hach, ich würde gern mal in so nem Ding fahren. Nicht darauf, den Lack zu zerkratzen: Weil ICH keinen habe, brauchst DU auch keinen!