Monatsrückblick Juni

Gelesen:
Robben Islands – Eine bitterböse Fabel (Rezi folgt demnächst)

Gehört:
GoT Soundtracks

Gesehen:
Games of Throne, Penny Dreadful

Gedacht:
Was mach ich jetzt nur?

Gesagt:
Ich glaube nicht, was mir hier gerade passiert!

Gefreut:
Das Wort Freude passt nicht zu dieser Situation. Ich stand traurig und verwirrt im dunkeln. Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht und keinerlei Möglichkeit, den wieder gerade zu biegen. Ich dachte, ich könnte mir nie mehr im Spiegel in die Augen sehen. Dann kam jemand auf mich zu aus einer Richtung, aus der ich es nicht erwartet hatte. Nicht so jedenfalls. Dieser Jemand sprach mit viel Verständnis zu mir und überflutete mich mit einem ungeheuer warmen Licht. Dafür bin ich unglaublich dankbar.

Geärgert:
Nein. Auch das Wort passt nicht. Wie konntest Du einfach aus dem Leben abhauen, ohne ein verdammtes Wort?! Ich bin ungeheuer wütend! Und todtraurig….

Gelacht:
Ja. Über den abgedrehtesten Traum seit langem.

Geweint:
Ja. Andauernd. Und es ist nie genug…..

Getrunken:
Ist mir egal…..

Gegessen:
Ist mir egal….

Gekauft:
Nur ein Buch

Gefunden:
Einen besonderen Menschen

Gemacht:
Einen Brief geschrieben. Viele andere Dinge geschrieben.

Meine persönliche Erinnerung an Götz George

Gerade habe ich erfahren, Götz George ist gestorben. Er war ein wirklich großer Schauspieler, es gibt viele, sehr viele Beispiele dafür. Natürlich denkt jetzt jeder an „Schimanski“, da gab es aber noch mehr. Allerdings hat auch meine sehr persönliche Erinnerung mit „Schimanski“ zu tun.

Es waren die Achtziger. Schimanski war Kult, absolut jede(r) hat ihn in der Rolle angehimmelt. Die Kerle, weil sie so unglaublich cool sein wollten und es nie schafften, die Mädels, weil… hach, was für ein Kerl! Es kam eine LP heraus, die „Schimanski-Tatort-Hits“, die ich unbedingt haben musste. Als ich sie hatte und sie in Endlosschleife mit meiner damals besten Freundin hörte, fabulierten wir so rum, wie man an ein Autogramm von Götz George herankommen könnte. Damals gab es ja noch die „BRAVO“ mit Starschnitten und Autogrammadressen (von denen selten bis nie was zurückkam). Ich wollte aber keine vorgedruckte Autogrammkarte, ich wollte ein echtes Autogramm. Und ich wettete mit meiner Freundin um eine Flasche Sekt und 20 Mark, daß ich es bekommen würde! Ich hatte einen Plan und sie hielt mich für verrückt, völlig durchgeknallt.

Damals arbeitete ich in einer Behörde, die an wirklich jede Adresse herankam. Georges Adresse war geheim, aus der Presse wusste ich, daß er es hasste, wenn kreischende Fangirlies vor seiner Tür kampierten, verständlicher Weise. Das hatte ich ja nicht vor. Ich zog seine Privatadresse vom Computer und steckte sie ein. Ja, ich beging eine Straftat, ja, ich hätte meine Ausbildung verlieren können, ja, ich wäre in der Datenschutz-Hölle gelandet – wenn ich mit Sechzehn an sowas gedacht hätte. Habe ich nicht, keine Sekunde. Ich setzte mich hin und schrieb einen Brief an Götz George. Entschuldigte mich dafür, seine Privatadresse zu benutzen, die ich nie, niemals jemandem verraten würde (was ich niemals getan habe, egal, was mir geboten wurde!), aber das es um eine Wette ging und ich ihn darum bitte, auf meiner LP-Hülle zu unterschreiben. Grenzenlos naiv! Wenn er gewollt hätte, hätte er mich voll ans Messer liefern können. Nun, er tat es nicht. Er schrieb mir einen kurzen, freundlichen Brief und schickte mir meine Plattenhülle zurück. Darauf stand: „Alles Gute für die Zukunft, Götz George.“

Ganz großes Kino, Schimanski! Mach es gut – und Danke.
schimmi

Weil man mich fragte: Dieses Bild zeigt nicht MEINE Hülle, leider. Meine kam bei einem Umzug „abhanden“. Die Widmung stand quer über dem Parka, mit schwarzem Edding geschrieben.

Statt Monatsrückblick Mai: eine Woche Stuttgart

Im letzten Monat ist der übliche Rückblick ja ausgefallen, was einige von euch sicher bemerkt haben. Es ging mir einfach nicht gut genug für eine nette Aufzählung von Nichtigkeiten und ich habe eine Woche lang den „besten Freund von allen“ (Kishon-Reminiszenz!) besucht. Das war gut, das war richtig und wichtig. Jetzt geht es mir zumindest besser und ich habe wieder Kraft in der Seele.

Schnurrende Beruhigungsmittel (Cleopatra & Sokrates)
Schnurrende Beruhigungsmittel (Cleopatra & Sokrates)

Da ich nicht wirklich gut zu Fuß bin, gab es einiges, was ich bei meinem letzten Besuch nicht geschafft hatte und unbedingt nachholen wollte. Unter anderem, dem besten Freund bei der Arbeit zuzusehen. Anderen beim Arbeiten zuzusehen ist ja grundsätzlich sehr angenehm, aber in seinem Fall wirklich ein ausgesprochenes Vergnügen!

Kuckuck!
Kuckuck!

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HAAAALLLLOOOO!!!
HAAAALLLLOOOO!!!

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Es hat mir großen Spass gemacht!Den Kindern offensichtlich auch 🙂

Als nächstes stand die Markthalle auf dem Programm. Ich liebe es, zu kochen und bin immer begeistert, wenn ich irgendwo ausgefallenere Lebensmittel entdecken kann als in unseren langweiligen, standardisierten Supermärkten. Ich kenne Märkte in Spanien, Südfrankreich und Marokko, die Hallen in London und bin jedesmal entzückt, wenn ich sowas auch in Deutschland finde, auch wenn es nicht wirklich ein Vergleich ist.

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Leider wurde die kulinarische Exkursion dann rüde unterbrochen. In der oberen Etage gibt es wunderbare Einrichtungsgeschäfte und weil mir die Füße wehtaten, setzte ich mich auf einen schicken Gartenstuhl. Der war auch sehr bequem – bis ich aufstand. Der Stuhl kippte, rutschte seitlich unter mir weg und ich knallte mit dem Kopf gegen eine gekachelte Betonwand. Es gab ein sehr häßliches Knirschgeräusch in meinem Schädel und für einige Sekunden war ich wohl ausgeknockt. Zusätzlich riß ich wohl einige (teure!) Rosenkugeln aus Glas mit, denn es ging ein Scherbenregen auf mich nieder… Der Lärm scheuchte die Verkäufer auf, die aber wirklich sehr nett waren und mir erstmal ein Kissen für meinen Brummschädel brachten und mich sitzen liessen, wo ich war. Ich musste sie allerdings davon abhalten, einen Krankenwagen zu rufen weil ich ja vielleicht eine Gehirnerschütterung haben könnte. Nachdem ich den besten Freund erreicht hatte und sagte, daß ich abgeholt würde, waren sie beruhigt, halfen mir auf die Füsse und setzten mich mit einem Glas Wasser an die frische Luft. Nach der Aktion hatte ich dann erstmal zwei Tage „Sendepause“, die ich mit sehr viel Schlaf und lesend auf dem Balkon verbrachte.

Lesewetter^^
Lesewetter^^
Ein gutes Buch hilft gegen einen Brummschädel!
Ein gutes Buch hilft gegen einen Brummschädel!

Als nächstes stand dann ein Besuch im Chinesischen Garten (Garten der schönen Melodie) an. Da ich vermutlich in meinem Leben nicht mehr nach Japan kommen werde, habe ich beschlossen, mir die japanischen (asiatischen) Gärten in Deutschland anzusehen. Da gibt es ja auch einige. Der in Stuttgart ist sehr klein aber auch sehr hübsch und hat eine recht beeindruckende Aussicht.

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Und noch was habe ich gemacht: Ich habe mir ein Tattoo stechen lassen. Ja tatsächlich. Das war keine spontane Entscheidung sondern wohlüberlegt, ich habe ein halbes Jahr darüber nachgedacht. Zuerst, ob ich das WIRKLICH will, denn wenn es da ist, dann ist es da. Für immer. Vor allem, weil es keine reine Verschönerung darstellt, kein Einhorn und kein Pfeilherz oder Blümchen. Es hat einen sehr persönlichen Bezug und einen Grund. Dann musste ich mir das Motiv überlegen, also habe ich stundenlang Vorlagen angesehen. Zu guter letzt dann die Frage: wer macht das jetzt? Ich habe wahre Horrorbilder gesehen von verpfuschten Arbeiten und da ich überhaupt keine Ahnung habe, wollte ich nicht bei irgendeinem „Hinterhof-Stecher“ landen und mich dann für den Rest meines Lebens ärgern müssen, wenn ich meinen Arm ansehe. Zum Glück hat der beste Freund von allen wiederum einen Freund, der eine wahre „Leinwand“ ist und dessen Tattoos hervorragend gearbeitet sind. Der hat mich dann zu seinem Tätowierer mitgenommen und da mein Motiv nur ein kleines ist, musste ich auch nicht wochenlang auf einen Termin warten. Davon gibt es aber kein Foto, es muß erst richtig verheilen…. ÄTSCH!

So, ich hoffe, ihr seid für den entfallenen Monatsrückblick jetzt entschädigt 🙂

Zum Schluß noch eine kleine Fotospielerei zwischen Realität und Virtualität:Montage

Sturmwarnung – Das aufregende Leben von Kapitän Schwandt

Foto: Ankerherz Verlag
Foto: Ankerherz Verlag

Ein Leben wie ein ewiges Abenteuer: Orkane auf See, Stürme im Rotlicht der Häfen. Momente zwischen Leben und Tod. Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See – und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Dabei lernte er auch früh die Schattenseiten der Seefahrt kennen: den unbarmherzigen Ozean und die harte Arbeit.

STURMWARNUNG ist eine liebevoll und mit Augenzwinkern erzählte Lebensgeschichte. Eine turbulente Biografie voller Weisheit, Toleranz und Zigaretten.

Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, arbeitete als Polizeireporter für die Chicago Tribune und berichtete als Reporter weltweit für Magazine wie max, stern oder GQ.

Lange habe ich mich nicht mehr so darauf gefreut, ein bestimmtes Buch zu lesen, wie auf dieses. So als Landratte hat man ja seine bestimmten (romantischen) Vorstellungen von der Seefahrt, inklusive sämtlicher Klischees von Gentleman-Piraten bis hin zu diesen Musical-Matrosen. Alles Quatsch natürlich und um so interessanter wird es dann, wenn man eine „echte“ Geschichte liest, keinen Roman sondern eine Lebensgeschichte, die noch dazu dermassen spannend erzählt wird, daß man das Buch nicht aus der Hand legt, bis man durch ist. Der einzig enttäuschende Moment ist der, wenn man begreift, daß man SCHON durch ist, am liebsten würde man noch stundenlang weiterlesen.

Über den Inhalt werde ich hier nicht viel sagen, den sollte wirklich jeder selbst lesen, nur soviel: es geht um Charakter und Haltung gegenüber jedem Menschen aus jedem Land dieser Welt, es geht um Mitgefühl und Menschlichkeit. Kapitän Schwandt schafft es mühelos, eine tiefe Lebensweisheit zu vermitteln – und das ohne den moralischen Zeigefinger sondern mit einem Zwinkern und durchaus einer Menge Spass. Ich habe stellenweise wirklich sehr gelacht. Ich habe gestaunt. Ich war entrüstet (lest mal das Thema „Verpflegung an Bord“). Und einmal war ich wirklich ergriffen. Dieser Moment ist nur ganz kurz, drei Zeilen Text, aber genau dort erhascht man einen sehr intimen Blick in die Seele eines großen Menschen.

Das Buch „Sturmwarnung“ ist ganz klar eine 100 %ige Leseempfehlung!