Erdbeersonnentag

Die Sonne weckte mich gestern mitten im Gesicht und schon beim öffnen der Fenster war klar: DA isser endlich, der Frühling! Über Nacht war die Wiese unten voll mit Blümchen und ich schwöre, die waren vorgestern noch nicht da.

frühling

Weil ich ohnehin in die Stadt fahren muß, zum Handydealer, irgendeine App will einfach nicht so, wie ich will und blockiert das Gerät, freue ich mich über das Wetter. Um auf den Markt zu gehen ist es schon zu spät, aber vielleicht finde ich doch schon Spargel? Ich sah im Februar schon welchen, aber der kam bestimmt von so einem beheizten Feld, was ich völlig blödsinnig finde, den habe ich nicht gekauft, basta.

Die Innenstadt explodierte geradezu! Als wären überall so Konfettischachteln aufgeplatzt, ergossen sich von überall her lächelnde Menschen. Alte, junge, ganz junge in Kinderwägen, manche schon barfuß in Sandalen und kurzen Hosen, in dünnen Hemdchen, andere trauten dem Sonnenschein noch nicht recht und hatten Jacken und Schals dabei. Ich gehörte zur eher letzten Kategorie und meine Jacke war mir viel zu warm… Alle paar Meter schossen die Straßenmusiker wie Pilze durch den Asphalt, ein Junge mit Dreads krähte mit Inbrunst „Despacito“, gar nicht übel…

Ich tat etwas, was ich sonst eher selten mache: ich steuerte die nächste Eisdiele an, Joghurt, Erdbeer und Erdbeersauce bitte, und setzte mich auf eine Bank in die Sonne, Leute gucken. Und es ist jedesmal faszinierend: wenn nach ewig empfundener grauer Tristesse und Kälte endlich die Sonne kräftig strahlt, blühen die Menschen auf wie die Blumen. Sie wirken entspannter, weniger verbissen, keiner grummelt, die Innenstadt wirkt irgendwie wie ein einziges Straßenfest. Mister Despacito war weitergezogen, stattdessen wehte jetzt der Gesang eines blassen (naja, klar…. Tristesse, wir erinnern uns^^) Herren zu mir rüber, dessen Fähigkeiten sich wohl auf ganze vier Akkorde beschränken, aber egal, was soll´s? Ich genieße die Sonne im Gesicht, das Eis schmeckt lecker und um mich herum quirlen gutgelaunte Menschen.

Und plötzlich ist er da, dieser latent leise Schmerz, der immer da ist, weil Du nicht mehr da bist, nicht mehr an meiner Seite. Ich weiß, Du würdest die Sonne geniessen und bekämst in einer Woche mehr Farbe als ich im gesamten Sommer. Ich erinnere mich an den Duft Deiner Haut im Sommer, eine Mischung aus Niveacreme und frisch gemähtem Gras…. und obwohl es wehtut, freue ich mich über die Erinnerung, daß sie noch da ist.

Meine Suche nach Spargel wurde auch belohnt – Sonntagsessen. Mit einer selbstgemachten Hollandaise! Die Seele braucht viel mehr Sonnentage und Erdbeereis.

eis

In dieser kleinen Eisdiele gibt es ungelogen das beste Eis der Stadt – wie man unschwer schon draußen erkennen kann^^